Ehemaliger Direktor des Arp-Museums Remagen Duisburger Museum will sich von Direktor Raimund Stecker trennen

Nach heftigen Vorwürfen, das Finanzgebaren des Direktors Raimund Stecker habe das Duisburger Lehmbruck-Museum an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht, hat das Kuratorium des Hauses entschieden, dass es doch ohne Stecker gehen soll.

 Duisburger Museumschef Raimund Stecker.

Duisburger Museumschef Raimund Stecker.

Foto: dpa

Die Aktion "Ohne Stecker geht's nicht", zu der per Plakat und auf Facebook massiv Werbung gemacht wurde, lockte zwar am 20. Dezember rund hundert Stecker-Freaks an, die mit Elektrogeräten mit abgeschnittenem Stecker anrückten, doch dem anderen Stecker, dem Raimund, hat es nichts genützt.

Nach heftigen Vorwürfen, das Finanzgebaren des Direktors Raimund Stecker habe das Duisburger Lehmbruck-Museum an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht, hat das Kuratorium des Hauses entschieden, dass es doch ohne Stecker gehen soll. Genauer: Man habe sich fristgerecht "in beidseitigem Einverständnis" auf eine Vertragsauflösung zum Ende kommenden Jahres geeinigt, heißt es.

Wobei Stecker bis Mitte 2013, so das WAZ-Portal "Der Westen", eine "Bewährungszeit" bis Mitte 2013 hat. Stecker könne die Zeit nutzen, um "das verlorene Vertrauen in ihn wieder herzustellen", wird Duisburgs Stadtsprecher Franz Kopatschek zitiert.

Was ist passiert? Mit Vorschusslorbeeren und großer medialer Aufmerksamkeit war im Februar 2010 der Amtsantritt des 1957 geborenen Duisburgers Stecker im Lehmbruck-Museum begrüßt worden. Hoffnungen bestanden, das chronisch unterfinanzierte, damals schon marode und nach 25 Jahren verdienstvoller Direktorenschaft von Christoph Brockhaus doch leicht verschnarcht anmutende Haus könne durch den Neuen reaktiviert werden. Was gelang. Stecker wird attestiert, mit einem frischen, kreativen Programm neue Sammler und Besucherschichten ans Haus gebunden zu haben. Nun stellt sich heraus, dass er offenbar bei seinen Aktivitäten nicht sorgfältig genug aufs Geld geschaut hat.

Stecker habe, so die Vorwürfe des Kuratoriums, trotz der geringen Einnahmen der Lehmbruck-Stiftung und einem gleichbleibenden Zuschuss der Stadt Duisburg in Höhe von jährlich zwei Millionen Euro eine zusätzliche Stelle eingerichtet. Laut "Der Westen" fehlen Belege für Restaurantbesuche bei Dienstreisen, außerdem herrsche im Museum sowohl finanziell als auch organisatorisch ein Durcheinander.

Stecker bemängelte gegenüber der dpa "eine strukturelle Unterdeckung" des Museumsetats. "Die Situation in Duisburg ist nicht so, dass man als künstlerischer Leiter gefragt ist. Um mit den gegebenen Finanzen zurecht zu kommen, braucht man eigentlich keinen künstlerischen Leiter." Er sei aber zuversichtlich, dass "wir gemeinsam einen Weg finden, das Museum seiner Bedeutung entsprechend aufzustellen." Stecker gibt sich selbstbewusst: "Ich sehe das ganz sportlich", sagte er dem "Westen". "Wenn man ein attraktives Museum möchte, kommt man auf mich zu. Wenn nicht, gibt es eine andere Lösung."

Gegenüber dem Deutschlandfunk erklärte Stecker, er habe selbst erwogen, von sich aus zu kündigen. Die ambitionierte Ausstellung "1911" habe den Etat von zwei Jahren verschlungen. Erst am Ende habe er gemerkt, dass gar kein Etat vorhanden sei. "Seit 2000 sind keine Sach- und Personalkosten ausgeglichen worden", klagte er, verwies außerdem auf den immensen Sanierungsstau und die Tatsache, dass "für 2013 gar keine Mittel für Kunst" zur Verfügung stünden. Auf die Frage, ob er für sich in Duisburg noch eine Zukunft sähe, meinte er: "Ich will bleiben, wenn das Haus auch künstlerisch eine Perspektive hat."

Trotz der optimistischen Töne erinnert die Entwicklung in Duisburg an Steckers Gastspiel in Remagen-Rolandseck. Eher glanzlos endete dort 2005 seine fünfjährige Amtszeit am Arp-Museum. Als Chef ohne Haus musste er als Direktor der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp und Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft des Arp-Museums versuchen, Struktur in eine umstrittene Arp-Sammlung zu bringen sowie die Planungen für Richard Meiers Neubau begleiten. Immerhin ging Stecker als überregional geachteter Kritiker der "Vernebelungsaktionen des Arp-Vereins", wie die FAZ schrieb. Klaus Gallwitz, sein Nachfolger im Amt und "Gründungsdirektor", erntete letztlich die Lorbeeren.

Der von Stecker geforderten Transparenz, was posthume Nachgüsse von Arp-Skulpturen angeht, ist man erst jetzt nachgekommen: Mit einer Publikation und dem Versprechen alle Daten zu den Kunstwerken klar und für die Besucher ersichtlich zu dokumentieren.

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