Wallraf-Richartz-Museum Dom trifft Notre-Dame

Paul Gauguins Gemälde hängt gewissermaßen noch in der Luft, doch ansonsten sind die rund 180 Meisterwerke der bevorstehenden Wallraf-Schau "Die Kathedrale" (ab 26. September) vorläufig platziert.

 Claude Monets "Kathedrale von Rouen, Portal, Morgenstimmung".

Claude Monets "Kathedrale von Rouen, Portal, Morgenstimmung".

Foto: Fondation Beyeler

Zumindest im maßstabgetreuen Depafit-Modell (1:10), in dem Direktor Marcus Dekiert und die Kuratoren Dagmar Kronenberger-Hüffer sowie Götz Czymmek die winzigen Abbilder der Schätze an die Wände gepinnt haben.

Im Zentralraum der Gala im dritten Obergeschoss werden allein sechs Arbeiten von Claude Monet logieren: vier Detailansichten der Kathedrale von Rouen, ein Seitenblick aus der Rue d'Epicerie und ein lichtdurchflutetes Panorama, in dem sich die gotische Form in der Landschaft auflöst. Gegenüber "antworten" fünf Sisley-Gemälde, und in der Mitte recken sich die verschränkten Hände der Rodin-Plastik "Cathedrale" gen Himmel.

Auf 1000 Quadratmetern sollen die Werke von fast 100 Leihgebern Idee und Motiv der Kathedrale von der Romantik bis zur Gegenwart durchdeklinieren. "Eine große Ausstellung, vom Umfang und der Qualität", ist sich der Chef sicher. "Man sieht, wie das seit dem Mittelalter etwas vergessene Thema plötzlich wieder aufgeladen wird, nicht nur religiös, sondern auch als Symbol der Nation. Das gilt auch für die Vollendung des Kölner Doms, und deshalb sind wir wohl auch der richtige Ort für dieses Projekt."

Kooperationspartner dieses "an den 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs angelehnten Vorhabens" ist das Musée des Beaux Arts in Rouen, die Außenminister beider Länder übernehmen die Schirmherrschaft. Deutschland eröffnet den chronologischen Parcours mit romantischen Preziosen etwa von Schinkel und Caspar David Friedrich. Ist das Comeback des Motivs hierzulande von Goethes Aufsatz "Von deutscher Baukunst" inspiriert, so rehabilitierte in Frankreich Victor Hugos "Glöckner von Notre Dame" die in der Revolution verschmähte Gotik. Das Pariser Schmuckstück leuchtet in Köln dank Werken von Jongkind, Moreau-Nélaton oder Odilon Redon.

Ein Leitmotiv der Schau ist für Dekiert "die Serialität, die schon bei Monet und in Alfred Sisleys Versionen der Kathedrale von Dieppe begann". Im Wallraf findet man solche Serien im Expressionismusraum mit fünf Variationen von Lyonel Feininger wieder, später in Roy Lichtensteins Rouen-Zyklus sowie Andy Warhols "Kölner Dom"-Serigraphie. "Und den Schlusspunkt setzt ein 3,5 Meter breites Foto von Andreas Gursky, der die Fenster von Chartres in einer Reihe vervielfältigt hat."Dekiert macht klar, dass bei diesem Kraftakt - "in solchen Dimensionen können wir nur alle zwei, drei Jahre denken" - oft persönliche Präsenz bei den Leihgebern vonnöten war.

Das vom Land NRW und der Ernst-von-Siemens-Stiftung mitgestemmte Budget von über einer Million Euro verschlingen zu einem Großteil die Versicherungen der Meisterwerke. Dafür wird indes sichtbar, "wie sich das Kathedralenmotiv von seiner spirituell-nationalen Bedeutung löste und für Max Ernst oder Pablo Picasso reizvoll wurde, Maler, bei denen man dies nicht unbedingt erwartet hätte."

Eine markante Reminiszenz ans Jahr 1914 bietet ein "reizvoller, weitgehend von Imi Knoebel gestalteter Raum". Der Künstler hatte 2011 sechs Fenster für die im Ersten Weltkrieg von den Deutschen zerstörte Kathedrale von Reims geschaffen. So sieht man die Fenster-Vorlagen, Originalmesserschnitte von Knoebel, sowie drei Meter hohe Lichtkästen, in den die Fenster nachgebildet sind. Die Schau unterschlägt den genius loci keineswegs: "Denn aus diesem 1914er Kabinett tritt man in jenen großen Eckraum mit Blick auf die Südflanke des Doms. Dort hängen dann etwa imposante Werke von Hasenpflug und Enslen, die den Dom in den 1830er und 40er Jahren schon in vorweggenommener Vollendung malen."

Weitere Informationen zur Ausstellung m Internet: www.wallraf.museum

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