Tanzmusical "Soy de Cuba" Diese blauen Augen

Es war einmal ein kleines Mädchen, das zwischen Tabakplantagen der elterlichen Farm im wunderschönen Viñales-Tal unter der karibischen Sonne Kubas aufwuchs. Reichtümer gab es dort nicht, aber Ayala, so war der Name des Mädchens, hatte eine Sehnsucht.

 Geschmeidig: Yanetsy Ayala Morejon (Ayala) und Dieser Serrano (Mario) in "Soy de Cuba".

Geschmeidig: Yanetsy Ayala Morejon (Ayala) und Dieser Serrano (Mario) in "Soy de Cuba".

Foto: Philippe Fretault

Sie träumte davon, einmal eine große Tänzerin zu werden. Eines Tages machte sie sich allein mit einem Koffer in der Hand auf den Weg in die Großstadt Havanna, dorthin, wo die Menschen den Tanz lieben. Um ein bisschen Geld zum Leben zu haben, nahm Ayala eine Anstellung als Kellnerin in dem Cabaret "Soy de Cuba" an, wo des Nachts eine Tanz-Compagnie auftrat. Natürlich hoffte sie, eines Tages dazuzugehören, mittanzen zu dürfen zu den ausgelassenen Rhythmen von Mambo, Rumba und Reggaetón. Und ihre Hoffnung wurde erhört: Trotz heftiger Rivalitäten und schlimmer Eifersuchtsausbrüche einer Tänzerin mit Namen Lola tanzte sie sich an die Spitze der Gruppe und gewann das Herz des umschwärmten Choreografen Mario noch obendrein.

Die Geschichte des kubanischen Tanzmusicals "Soy de Cuba", das Ostern in der Kölner Philharmonie und im September noch einmal im Musical Dome zu sehen ist, steckt voller Motive, die man aus der Welt der Märchen ebenso kennt wie aus dem Hollywood-Klassiker "Dirty Dancing". Trotz allem aber erzählt "Soy de Cuba" eine - in Teilen - wahre Geschichte, nämlich die der mittlerweile 25-jährigen Hauptdarstellerin Yanetsy Ayala Morejon, die das Glück hatte, dass der Musical-Produzent Nicolas Ferru (der Macher von "Irish Celtic") sie eines Tages in Havanna sah. "Ich habe da noch in der dritten Reihe getanzt", erinnert sich die Kubanerin lachend. "Ich war sofort hingerissen von ihr", ergänzt Ferru am Morgen nach einer umjubelten Vorstellung des Musicals im Pariser Theater "La Cigale". Dabei vergisst er nicht zu erwähnen, dass die ungewöhnlichen blauen Augen Ayalas ihn kaum weniger beeindruckt hätten als ihre außergewöhnlichen Tanzkünste. "Ich arbeite sehr viel mit Tänzern und habe seit 20 Jahren kein solches Talent mehr erlebt. Sie kann sich unglaublich gut bewegen und ist eine sehr charismatische Persönlichkeit", schwärmt Ferru.

Insgesamt 14 Tänzerinnen und Tänzer bevölkern die Bühne, deren farbenfrohe Ausstattung gekonnt mit folkloristischen Motiven spielt, wobei natürlich das ikonografische Che-Guevara-Poster nicht fehlen darf. Per Film werden immer wieder Begebenheiten und Episoden aus Ayalas Leben eingeblendet, was den hübschen Effekt hat, authentische Bilder von der sonnenverwöhnten Insel zu zeigen. Im Mittelpunkt aber stehen die Tänze, die von einer Band und zwei Sängern unter der Leitung des Pianisten und "Sol de Cuba"-Komponisten Rembert Egues begleitet werden. "Kuba ist ein Land, wo unterschiedlichste Einflüsse zusammenkommen, das Land ist ein regelrechter musikalischer Schmelztiegel", sagt der 66-jährige Kubaner, der seit 1989 in Frankreich lebt. Die stärksten Einflüsse kämen aus Afrika und Spanien, erläutert er. Und die 18 Nummern, die Ayalas Geschichte begleiten, illustrieren das aufs Schönste.

Dass die Tänzer mit dieser Art Musik großgeworden sind, sieht man in jeder ihrer Bewegungen, die auf der einen Seite sehr physisch, schnell, raumgreifend und athletisch sind, dabei aber immer eine bewundernswerte Eleganz und Geschmeidigkeit an den Tag legen. Vor allem sticht hier natürlich Yanetsy Ayala Morejon in der Rolle ihres Lebens heraus. Die Konflikte wurden für die Bühne freilich noch ein wenig zugespitzt. Die eifersüchtige Lola, verrät die Tänzerin, hat es in ihrem Leben nie gegeben.

Köln, Philharmonie, 5. und 6. April, Musical Dome, 1.-6. September. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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