Kölner Lanxess Arena Die dänische Rockband Volbeat reißt 10.500 Fans mit

KÖLN · Der lässig klimpernde Banjospieler erzeugt bei weitem nicht das Gänsehautgefühl wie einst Charles Bronson in Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" mit seiner Mundharmonika. Dennoch ist die Spannung in der Lanxess Arena, wo Volbeat, die im Rahmen ihrer "Outlaw Gentlemen Shady Ladies"-Tour ihr einziges NRW-Konzert geben, groß.

Dann bricht das dänische Quartett mit "Doc Holliday" wie eine rockmusikalische Stampede über die rund 10.500 Fans herein. Vor der Kulisse des legendären texanischen Fort Griffin auf einem stilisierten Friedhof, wo einerseits noch eine arme Seele am Galgen baumelt, andererseits unter anderem auch das Grab des besagten Doc Holliday zu sehen ist, präsentiert Volbeat einen Nordic Western, der musikalisch härteren Gangart.

Der Erfolg der Kopenhagener Band, zu der neben Sänger/Gitarrist Michael Schoen Poulsen noch Ex-Anthrax-Gitarrist Rob Caggiano, Bassist Anders Kjoelholm sowie Jon Larsen am Schlagzeug gehören, dürfte gerade damit zu tun haben, dass sie tatsächlich Gesetzlose sind, zumindest wenn es nach Puristen der Metal-Szene ginge.

Zwar zieht sich Poulsen kurz die Kutte eines Fans, verziert mit den üblichen Aufnähern von Accept bis Metallica, über, pflegt aber ansonsten in keiner Weise das Metal-Klischee vom röhrenden, bösen Buben. Er hat auch keine "Matte", die sich als typisches Ritual nach hinten werfen lässt, sondern vielmehr erinnert er mit seinem dunklen, nach hinten gegelten Kurzhaar an den legendären Clash-Sänger Joe Strummer.

Der 38-Jährige singt rund zwei Stunden mit voller Intensität, kann aber richtig intonieren und vermeidet jegliche Art von peinlichem Metal-Pathos. Zu guter Letzt bekennt er sich auch noch zu Melodien, die wirklich ins Ohr gehen. Der Volbeat-Sound ist eine gelungene Mischung aus ungestümer Metal-Energie sowie traditionellen melodischen Rhythmusstrukturen von Rock 'n' Roll, Rockabilly und Country.

So nimmt "Hallelujah Goat" kurz einen Bluesrhythmus auf, der auch von John Lee Hooker hätte stammen können, "Sad Man`s Tongue" zitiert zunächst den "Folsom Prison Blues" von Johnny Cash, der dann mit "Ring of Fire", für das die Fans ihre Tanz-Rangelei kurz unterbrechen, um als Chor in das musikalische Geschehen mitzubestimmen, erneut zu Ehren kommt.

"Was die spielen den Volbeat-Mist hier im Radio?", fragt Poulsen mit sanfter Ironie und beweist dann, dass Songs wie problemlos sich "Pearl Hart" oder "Lola Montez" in den musikalischen Mainstream der Radio-Musikfarben einfügen. Nach frenetischem Jubel kommt Volbeat um vier Zugaben nicht herum.

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