Kölner Sommerfestival Deutschlandpremiere von "The Lost And Found Orchestra" als Abschluss

KÖLN · Bei einer Orchesterprobe möchte man eigentlich lieber nicht dabei sein. Bei dieser schon. Denn hier fliegen Menschen durch die Luft, mit Glühlämpchen und Metallstäbchen umrandete Regenschirme führen Tänze auf, und man gerät unversehens in den Sperrbezirk Garderobe, wo zwei Männer zwar nicht unter der Dusche singen, aber davor. Lediglich mit Handtüchern und Badehäubchen bekleidet.

 Poetisches Programmkino: "The Lost And Found Orchestra" in Köln.

Poetisches Programmkino: "The Lost And Found Orchestra" in Köln.

Foto: Thomas Brill

Eine Parade skurriler Musikautomaten und ihrer Spieler zieht über die Bühne, eine Tür quietscht nicht, sondern macht perlende Geräusche, so als hielte sie zwischen den Blättern lauter Murmeln gefangen. Schläuche sirren, Sägen säuseln, und die Sirenen, die hier locken, sind aus Glas. Willkommen in der wunderbaren Welt von "The Lost And Found Orchestra"!

Die neue Produktion der Stomp-Macher Luke Cresswell und Steve McNicholas hatte am Donnerstag Deutschlandpremiere. Als krönender Abschluss des 27. Sommerfestivals in der Kölner Philharmonie. Wer "Stomp" liebt, wird auch dieses Chaos-Orchester lieben. Eine Truppe von 23 Individualisten, darunter Luke Cresswell, die gewandet sind wie eine Mischung aus Clochards und Stadtpiraten.

Mit Hochwasserhosen, viel zu weiten Jacketts und zerdrückten Hüten, Kopftüchern, derbem Schuhwerk und der Anmutung von Clowns, für die es unversehens ernst wird. Dass es sich dabei um Virtuosen handelt, die ihre mit Wasser gefüllten Flaschen, ihre Rasseln, Spieldosen, Brummkreisel und Koffer, Aktenschränke, Blecheimer, Mülltonnen und Bratpfannen perfekt beherrschen, merkt man dabei eigentlich gar nicht. So gut ist das.

Auch die Choreografie ist bis aufs i-Tüpfelchen ausgefeilt - und kommt mit ebenso kindlicher Leichtigkeit rüber. Verglichen mit "Stomp" ist das poetisches Programmkino. So als hätten Jeunet und Caro einen Film über ein Orchester gedreht, das es erst zusammenzustellen gilt, und das wäre dann für die Bühne inszeniert worden.

Hinterher, wenn nach 120 Minuten (inklusive Pause), Apotheose mit Chor und "standing ovations" das Licht wieder angeht, sieht man lauter lächelnde Menschen im Publikum. Und besonders glücklich lächeln die Kinder.

Info

Bis Sonntag, 17. August. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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