Kölner Palladium Der brave Rapper Kollegah lässt sich feiern

KÖLN · Rapper Kollegah hatte schon früh einen Sinn für egozentrische Superlative. Der Senkrechtstarter der deutschen Rap-Szene, der sich zu Hobby-MC-Mixtape-Zeiten bereits als Boss sah, will jetzt auch als König des Hip-Hop-Reichs anerkannt werden.

 Kanonenschläge und Botschaften: Kollegah rappt im Palladium.

Kanonenschläge und Botschaften: Kollegah rappt im Palladium.

Foto: Thomas Brill

Immerhin bekam Kollegah, der in Düsseldorf lebt, in diesem Jahr nicht nur Webvideo-Preise, sondern schaffte es auch mit seinem "King" betitelten Album innerhalb von 24 Stunden auf Platz 1 der Charts sowie zu Goldstatus. Zur Krönungszeremonie, bei der sich der Rap-Monarch selbst die Krone aufsetzte, kamen rund 4000 ergebene Untertanen ins voll besetzte Kölner Palladium.

Umrahmt von ohrenbetäubenden Kanonenschlägen, reichlich Pyrotechnik sowie Videoeinspielungen zeigt der 29-jährige Kanada-Deutsche, warum er sich rechtmäßig auf dem Hip-Hop-Thron sieht. Eindrucksvoll macht er auf dicke Gangsta-Hose und huldigt mit Titeln wie "Dynamit", "Lamborghini Kickdown", "Cohibas" oder "Rolex Daytona" allen Klischees eines Müßiggangstertums zwischen Muckibude, willigen Bitches, Lambos und teuren Zigarren.

Kollegah ist zweifellos ein Meister basslastiger Rhythmen und kunstvoll gedrechselter Reime, seine Punchlines treffen auf den Punkt, und wenn er zum zungenakrobatisch schnellen Doubletime Rap ansetzt, bleibt er dennoch weitgehend verständlich.

Doch die Stimmung unter den Fans, die zwar hin und wieder in Begeisterung ausbrechen und auch gern mal mit einstimmen, muss von Kollegah ständig angefeuert werden, ansonsten bleibt sie eher zurückhaltend. Seine Anhänger scheinen verunsichert, denn die ironische Distanz des Jurastudenten Kollegah zu den Gangsta-Idealen ist unüberhörbar.

Luxus ist zwar eine feine Sache, doch der kriminelle Weg dorthin, sei für ihn keine Option. Wer genau hinhört, erkennt in Kollegah eher den musikalischen Streetworker, der aufgrund seiner Fähigkeiten dennoch anerkannt wird. Ein ganz anderes Rap-Weltbild vermittelt hingegen Bushido, der dann am 30. September, gleichfalls im Palladium, versuchen wird, Kollegah die Krone wieder zu entreißen.

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