Tango-Künstler in Siegburg "Da ergibt sich unglaubliche Spannung"

Siegburg · Tango ist ein Lebensgefühl. Wie kaum ein anderer steht der argentinische Komponist Astor Piazzolla mit seinen konzertanten Tangos für Sinnlichkeit und das Temperament dieses Tanzes, der sich wie ein Fieber von Argentinien in der Welt verbreitet hat.

 Gespannt aufs Siegburger Publikum, das sie am nächsten Samstag erwartet: Die Mitglieder des Jourist Quartetts. FOTO: ANNEROSE TAAKE

Gespannt aufs Siegburger Publikum, das sie am nächsten Samstag erwartet: Die Mitglieder des Jourist Quartetts. FOTO: ANNEROSE TAAKE

"Russische Seele trifft argentinisches Tango-Temperament" könnte der Auftritt des Jourist Quartetts am Samstag, 4. Oktober, heißen. Dann stellt das Quartett die "Vier Jahreszeiten" von Astor Piazzolla den "Vier Jahreszeiten" von Efim Jourist gegenüber. Über die argentinisch-russische Tango-Begegnung in "Acht Jahreszeiten", den Namensgeber des Quartetts und die schönste Jahreszeit sprach mit dem Kontrabassisten und Ensemble-Gründer Johannes Huth vor dem Siegburger Konzert Susanne Haase-Mühlbauer.

Was macht das Besondere Ihres Siegburger Programms aus?
Johannes Huth: Es ist die Gegenüberstellung der jeweiligen Jahreszeiten bei Piazzolla und Jourist. Ein Sommer in Russland, bei maximal 42 Grad, am Samowar auf der Veranda einer Datscha und einer in Buenos Aires im Herzen Argentiniens fällt auch musikalisch sehr unterschiedlich aus. Da ergibt sich eine unglaubliche Spannung, wenn man diese Tangos gegenüberstellt.

Spielt Jakob Neubauer im Quartett deshalb auch mal Bandoneon und mal Bajan - für jeden Komponisten ein eigenes Tasteninstrument?
Huth: Tatsächlich spielt er die Stücke von Efim Jourist mit Bajan und die Piazzolla-Werke hauptsächlich mit Bandoneon. Aber wir mischen das auch, weil sich eine ganz andere, stärkere Farbigkeit beim Bajan ergibt.

Efim Jourist (1947-2007) war ukrainischer Komponist und Bajan-Spieler. Warum haben Sie sich mit der Namensgebung auf diesen einen Komponisten eingeschränkt?
Huth: Das ist keine Einschränkung. Ich habe bereits 15 Jahre im Efim Jourist Quartett unter der Leitung des Komponisten gespielt und ein Jahr nach seinem Tod das Jourist Quartett gegründet, weil uns eine große Freundschaft und eine starke musikalische Bewunderung für sein Werk verbindet. Jourist hat ein unglaublich großes Oeuvre hinterlassen, das wir in Konzerten wie dem Siegburger Auftritt immer wieder mit anderen Komponisten spannungsvoll verbinden können.

Spielen Sie aus den originalen Handschriften von Jourist?
Huth: Eigentlich sind alle bei Sikorski verlegt, aber wir haben so viele handschriftliche Anmerkungen aus der Zeit, als Jourist noch lebte, dass wir tatsächlich zu einem Großteil aus den originalen Handschriften spielen.

Welche Jahreszeit ist denn die schönste?
Huth: Für mich ist es der Herbst. Bei Piazzolla ist er eine sehr belebte, ausschweifende Jahreszeit mit einer tollen Violine. Bei Jourist geht es sehr ruhig und ausdrucksstark los und wird dann richtig kammermusikalisch. Als Jahreszeit ist der Herbst einfach eine tolle Zwischenzeit.

Viele denken bei den "Vier Jahreszeiten" noch weiter zurück bis in den Barock - zu Vivaldi.
Huth: Manchmal bringen wir diese dritte Jahreszeiten-Komposition in Konzerten mit ins Spiel. Beide beziehen sich ja auch hörbar auf Vivaldi. Hier ging es uns aber um die direkte Gegenüberstellung des argentinischen und russischen Tangos in acht Jahreszeiten.

Gehören die Tangos in die Kategorie "ernste" Musik, oder ist das schon "Unterhaltungsmusik"?
Huth: Das würde die Gema anders beantworten als wir. Da läuft Tango oftmals als Unterhaltungsmusik. Mir gefällt die Bezeichnung Kammermusik eigentlich am besten, weil der konzertante Aspekt deutlicher wird.

Kennen Sie Siegburg und seinen großen Sohn Engelbert Humperdinck?
Huth: Das war mir nicht bekannt. Wir waren aber 2005 in Bonn beim Beethovenfest. Das war eine der letzten großen Tourneen mit Efim Jourist und ein großartiger Auftritt im alten Bundestag. Wir hatten dort ein tolles Publikum. Aber jetzt sind wir auch schon sehr gespannt auf Siegburg.

Mehr Informationen

Die "8 Tango Seasons" von Astor Piazzolla und Efim Jourist bringt das Jourist Quartett am nächsten Samstag, 4. Oktober, ab 20 Uhr in der Rhein-Sieg-Halle zum Klingen. Karten zum Preis von 29,90 Euro bis 35,80 Euro gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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