Passionsspiele in Stieldorf Chorleiter Peter Hartung: "Das Thema war eine Herausforderung"

SIEBENGEBIRGE · Vor rund 100 Jahren war Stieldorf so etwas wie das "Rheinische Oberammergau". Die Passionsspiele, die hier mit bis zu 300 Darstellern aufgeführt wurden, zogen mehr als Hunderttausend Besucher ins Siebengebirge. 1935 wurden sie von den Nazis verboten. An diesem Sonntag finden erstmals nach fast 80 Jahren wieder Passionsspiele statt. Im 125. Jahr der Uraufführung wollen die Mitglieder des Jugendchores der Pfarrgemeinde die Tradition neu aufleben lassen.

Wie ist das Projekt zustande gekommen?
Peter Hartung: Die Idee war, mal wieder etwas Besonderes mit dem Chor zu machen. Warum also nicht die Passionsspiele? Dass die vor exakt 125 Jahren zum ersten Mal in Stieldorf aufgeführt wurden, ist uns erst später aufgefallen.

Wie haben die Jugendlichen die Idee aufgenommen?
Hartung: Zunächst schon etwas skeptisch. Einige wussten anfangs auch gar nicht viel damit anzufangen. Und dann sind die Lieder natürlich auch nicht ganz so fröhlich wie sonst. Aber es haben sich alle wunderbar in die Thematik eingefunden und ganz toll mitgemacht. Die Jugendlichen haben sogar die Plakate selbst gestaltet.

Wer wirkt denn bei der Aufführung alles mit?
Hartung: Neben dem Jugendchor, dem rund 20 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 23 Jahren angehören, auch einige Ehemalige. Außerdem eine frei zusammengestellte Band aus vier Musikern unserer Pfarreiengemeinschaft.

Seit wann wird geprobt?
Hartung: Angefangen haben wir bereits im Herbst, intensiv aber erst seit Januar. Zusätzlich zu den wöchentlich stattfindenden Chorproben haben wir auch einen Probentag am Wochenende eingelegt.

Der Chor möchte mit zeitgemäßen Texten und Liedern den Bogen ins Heute schlagen. Was erwartet die Zuschauer genau?Hartung: Quasi als roter Faden führen drei Personen aus der Jetzt-Zeit durch die Geschichte und den Inhalt der Passionsspiele. Es werden auch alte Bilder und Spielszenen gezeigt. Etwa den Einzug nach Jerusalem oder das letzte Abendmahl. Zum Teil haben die Jugendlichen die Texte selbst verfasst.

Und was ist mit der Kreuzigungsszene?
Hartung: Die wollen wir bewusst nicht spielen. Stattdessen wird an dieser Stelle das Evangelium gelesen und Bilder dazu gezeigt.

Woher stammt die Musik?
Hartung: Unter anderem aus der Passionskantate von Klaus Heizmann. Zwei Musikstücke stammen aus der Musical-Messe "Elisabeth von Thüringen" von Peter Jansen. Die Texte dazu haben wir umgeschrieben. Zudem gibt es auch Taizé-Gesänge, mit denen wir die Zuhörer einbeziehen und zum Mitsingen einladen wollen.

Was war denn Ihrer Ansicht nach die größte Herausforderung für die jungen Sänger?
Hartung: Ich denke, sich überhaupt auf das Thema einzulassen und etwas zu singen, was überwiegend eben nicht fröhlich ist.

Die Passionsspiele finden am Sonntag, 6. April, ab 16 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Margareta in Stieldorf statt. Der Eintritt zu der Aufführung ist frei.

Zur Person

Peter Hartung, Kirchenmusiker und Küster der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Margareta Stieldorf, hat den Jugendchor 1996 ins Leben gerufen. In Stieldorf leitet der 56-Jährige außerdem den Kinder-, den Kirchen-, den Familien- und den Projektchor. Auch in Oberpleis ist Hartung als Kirchenmusiker und Chorleiter tätig.

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