"Zu Gast auf dem Sofa" Buchautor und Philosoph Gert Scobel besucht die Hochschule Rheinbach

RHEINBACH · Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst. Ganz so leicht, wie es Juliane Werding Mitte der 70er Jahre gesungen hat, lässt sich der Vorgang im Kopf wohl doch nicht erklären. Jedenfalls nähert sich Gert Scobel in seinem 2012 erschienenen Buch "Warum wir philosophieren müssen. Die Erfahrung des Denkens" dem Begriff und der Tätigkeit des Denkens auf rund 536 Seiten - ohne Anhang.

 Philosoph Gert Scobel nimmt Platz auf dem Sofa.

Philosoph Gert Scobel nimmt Platz auf dem Sofa.

Foto: OBS/3SAT

Dabei missachtet er direkt zu Beginn eine grammatikalische Regel und stellt eine These auf. Und zwar, dass substantivierte Verben wie "das Denken" groß geschrieben werden. Er schreibt die Nominalisierung konsequent klein. Seine Erklärung: "... weil es das Denken nicht gibt. Was es gibt, ist denken als Vorgang, als Tätigkeit, als Erfahrung, die sich in der Zeit entwickelt." Aber woher nimmt der Autor die Gewissheit, dass es das Denken nicht gibt? Von Ally? Der Golden-Retriever-Hundedame, der Scobel das Buch widmet?

Deutlicher wird der Autor, wenn er das Ziel seines Buches gleich auf den ersten Seite nennt: Er möchte die Erfahrung und Tätigkeit des Denkens besser verstehen. Etwas, das er selbst als seltsam charakterisiert. Damit beschreibt der Autor auch sich selbst irgendwie als seltsam. Denn Philosophen denken. Unentwegt. Meint jedenfalls ein gängiges Klischee. Und Scobel ist Philosoph. Zumindest hat er diese Geisteswissenschaft studiert und arbeitet seit mehreren Jahren an einer Promotion in dem Fachbereich. Ob und wann die Dissertation fertig wird, weiß Scobel nicht. Nur, dass er daran arbeitet und sie auch fertigbekommen möchte. Jedoch bleibt ihm neben seinem anderen Beruf als TV-Journalist mit eigener Sendung wenig Zeit für die Doktorarbeit.

Aus dem Fernsehen ist Scobel jedenfalls nicht mehr wegzudenken. Selbst Entertainer Harald Schmidt bezeichnete Scobel als "den letzten Universalgelehrten des deutschen Fernsehens". Mit seinem Buch liefert Scobel ein weiteres Argument dafür, dass Schmidt mit seiner Behauptung gar nicht so falsch liegt. Schließlich gibt der Autor Einblicke in zahlreiche andere Werke und den philosophischen "Werkzeugkasten". Den stellt übrigens jeder selbst zusammen. Ab und zu würden Sachen vergessen werden, aber jeder kenne das: Beim (Nach-)Denken komme auch die Erinnerung zurück. Schließlich wächst das Denken auch mit der Erfahrung, die jeder Mensch macht. Eins ist mit der Lektüre gewiss: Scobel lässt denken. Ob er mit seinen Thesen jedoch eine weitere Rechtschreibreform anstößt, bleibt wohl offen.

Seinen Lesern, Fans und Kritikern sowie einfach nur Neugierigen stellt sich der 54-Jährige mit seinen Thesen am Dienstag, 2. Juli, ab 19.30 Uhr in der Hochschul- und Kreisbibliothek Rheinbach. Er kommt zur Gesprächsreihe "Zu Gast auf dem Sofa".

Eintrittskarten sind für acht Euro (ermäßigt vier Euro) in der Buchhandlung Kayser, Hauptstraße 28, oder in der Hochschul- und Kreisbibliothek, Von-Liebig-Straße 20, beides in Rheinbach, erhältlich. An der Hochschule Sankt Augustin, Grantham-Allee 20, werden die Karten ebenfalls verkauft. Außerdem besteht die Möglichkeit, ein Ticket an der Abendkasse zu lösen.

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