Rhein-Sieg-Halle "Berlin Comedian Harmonists" machten Ausflug ins Berlin der 20er und 30er
SIEGBURG · Wer die Augen schloss, fühlte sich wie auf einer Zeitreise in die 20er und 30er Jahre zu einem Auftritt der legendären Comedian Harmonists, die damals wie eine "Boygroup" gefeiert wurden.
Mit dem Theaterstück "Veronika, der Lenz ist da", das seit seiner Uraufführung 1997 ungeahnte Erfolge feiert, lebte in der Rhein-Sieg-Halle ein Stück Musikgeschichte auf, die das weltberühmte Sextett geschrieben hat, und begeisterte am vergangenen Freitag das Siegburger Publikum.
Es gibt Lieder, die Evergreens werden und bei denen man sich über Generationen hinweg an die Musik und den Interpreten erinnert. Bei Titeln wie "Wochenend und Sonnenschein", "Ein Freund, ein guter Freund" und "Mein kleiner grüner Kaktus" denkt man zum Beispiel sofort an die Comedian Harmonists. Besucherin Theresa Meyer (17) aus Siegburg ist allerdings auf Umwegen auf die Herren im Frack gestoßen. Sie kannte das Kaktus-Lied in einer Version von Otto Waalkes, gesungen in einem seiner Filme. Das fand sie "völlig schräg", wollte wissen, von wem das ursprünglich stammt und ist seitdem Fan.
Gottfried Greiffenhagen erzählt in dem Stück den Werdegang der aus Berlin stammenden A-cappella-Gruppe, die in den Jahren 1927/28 gegründet wurde, mit einem Gastspiel in Leipzig den Durchbruch schaffte und deren Mitglieder man als Superstars feierte.
Die Erzählung beginnt mit dem Vorsingen bei Harry Frommermann, der mit einer Anzeige in einer Berliner Zeitung "Berufssänger nicht über 25, sehr musikalisch, schön klingende Stimme, für einzig dastehendes Ensemble" gesucht hatte. Über 25 Ohrwürmer des Originals waren während der gut zweieinhalbstündigen Aufführung zu hören.
Franz Wittenbrink hat die Ohrwürmer arrangiert und mit den Darstellern einstudiert. Von denen ist keiner hervorzuheben, weil jeder mit seinem Auftritt brillierte und natürlich als wesentlicher Teil des Ganzen aus der Truppe nicht wegzudenken ist. Aufgrund des riesigen Erfolgs in Ländern rund um den Globus nennt sich das Ensemble nach dem weltberühmten Sextett selbst "Berlin Comedian Harmonists".
Man hatte den Eindruck, dass die Darsteller keine Rolle spielten, sondern vielmehr die Identität ihrer großen Vorbilder annahmen, denen sie ebenbürtig sind. Genauso müssen die sechs Originale geklungen haben. Zu Recht heißt es in Kritiken, dass die Akteure kein Abklatsch, sondern die Fortsetzung einer Erfolgsstory sind, die "Wiederauferstehung der Legende". So sah es wohl auch das Publikum, das sich mit viel Applaus für einen hin- und mitreißenden Abend bedankte.