Kunsthaus Rheinlicht Ausstellung "Mensch und Raum" - Farbige Stürme und glaubhafte Typen

REMAGEN · Markige Holzfiguren, filigrane Bronzegestalten und zweimal großformatige Bildkunst bilden die Ausstellung "Mensch und Raum" des Kunsthauses Rheinlicht. Geradezu ergriffen war Betreiberin Angelika Ehrhardt-Marschall, als sie sah, wie gut die vom Kölner Künstler und Galeristen Ali Zülfikar ausgewählten Werke in den hellen Räumen über dem Rhein zur Geltung kommen.

 Geradzu natürlich wirken die lebensgroßen Holzskulpturen im Kunsthaus Rheinlicht.

Geradzu natürlich wirken die lebensgroßen Holzskulpturen im Kunsthaus Rheinlicht.

Foto: Martin Gausmann

Die Iranerin Mahtab Firouzabadi, "eines der herausragenden Talente ihres Landes", so Beatrice Fermor in der Eröffnungsrede, agiert farbintensiv und dynamisch, wenn sie Stürme, Tsunamis und Vulkanausbrüche in abstrakte Kompositionen überführt. Auf ihren Leinwänden zerfetzt Feuer Baumstämme, bringen zähfließende Massen Felsen und Architekturen zum wanken und breitet sich die Ödnis der Zerstörung als weiße Leerfläche aus. Für Menschen, die all dies nicht erkennen, funktionieren die Arbeiten dennoch auf der Ebene eigenständiger Ästhetik.

Mal gemalt, mal aus dem Holz gekerbt, formieren sich in den rot-, grün- und schwarzgrundigen Bildern des Chinesen Ren Hui gleichsam schwebend unzählige helle Punkte. Sobald man einen Raum zwischen sich und das Werk legt, erfolgt aus der Streuung die faszinierende Verdichtung zum runden Kindergesicht, "Baby", zu weiteren Köpfen, Tieren und Blüten. Diesem magischen Moment des Erkennens gesellt sich ein melancholischer bei, rührt doch eine derart schwankende Bildwerdung und -auflösung an die Vergänglichkeit allen Seins.

Zumindest an die Verletzlichkeit des Menschen können die schmalen Bronzefigürchen von Sibylle Waldhausen erinnern, es sei denn, der Betrachter wird von dem dominanten Gedanken terrorisiert, dass sie ihn vor allem an Giacomettis hagere Gestalten erinnern.

Dagegen beanspruchen Clemens Heinls souverän gestaltete, lebensgroße Holzskulpturen sofort volle Aufmerksamkeit. Mit der Motorsäge holt der Bildhauer die selbstbewusste Nina samt Tasche und die zurückhaltende Claudia aus dem Werkstoff. Elmar hält abwartend die Hände auf dem Rücken, Rudolf gibt den gesprächsbereiten Macher. Man glaubt, sie alle zu kennen, so natürlich hat dieser Bildhauer diese Typen entwickelt.

Info: Die Ausstellung in der Waldburgstraße 36 ist bis zum 30. Mai geöffnet, dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr, samstags 12 bis 16 Uhr, und nach telefonischer Vereinbarung unter [sym_tel] 0 26 42/ 9 93 39 56.

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