Berliner Band Seeed Aufwärmübungen für Lollapalooza

Köln · Das legendäre Chicagoer Festival findet am kommenden Wochenende erstmals mit einem Ableger in Europa, und zwar auf dem Tempelhofer Feld in Berlin statt, quasi vor der Haustür von Seeed. Doch zunächst dürfen sich Fans im Palladium auf ein familiäres Konzert freuen.

 Preußische Zackigkeit: Peter Fox beim Seeed-Konzert.

Preußische Zackigkeit: Peter Fox beim Seeed-Konzert.

Foto: Thomas Brill

Das Synthesizer-Intro klingt wie ein stotternder Motor, der jedoch zunehmend runder läuft sobald Schlagzeug und Bass hinzukommen, und der dank des vierköpfigen "Gebläses" schließlich richtig auf Touren kommt. Zwei Aufwärmkonzerte, eines davon im Kölner Palladium, hat sich Seeed im Vorfeld des Lollapalooza Festivals verordnet.

Das legendäre Chicagoer Festival findet am kommenden Wochenende erstmals mit einem Ableger in Europa, und zwar auf dem Tempelhofer Feld in Berlin statt, quasi vor der Haustür von Seeed. Doch zunächst dürfen sich Fans im Palladium auf ein familiäres Konzert freuen.

"Köln, wir haben Euch vermisst", sagt ein bestens aufgelegter Pierre Baigorry, der seit seinem phänomenalem "Stadtaffen"-Soloerfolg den meisten Fans wohl eher als Peter Fox bekannt sein dürfte. Sein Erfolg hat sich auch auf die Karriere von Seeed ausgewirkt. Mit "Seeeds Haus" präsentieren sich die Reggae-, Dub- und Dancehall-Spezialisten bereits bestens aufeinander eingestellt. Als MCs wirken Fox, Demba "Boundzound" Nabé und Frank Dellé in ihrem edlen Zwirn wie Banker, die spät nach einer Betriebsfeier noch einen durchgezogen und dann alle ihre steife Business-Attitüde ablegt haben. Insgesamt 13 Akteure geben auf der Bühne alles und haben nichts mit der jamaikanischen Ganja-Entspanntheit gemein. Seeed klingen nicht nur bei "Molotov" vielmehr nach Speed, auch "Augenbling" wird rhythmisch getunt.

Reggae und Rap werden im Palladium mit der preußischen Zackigkeit punktgenauer Gesangs- und Bläser-Einsätze sowie treibenden Beats von Schlagzeug und tiefschlagendem Bass-Wummern versetzt. Die Arme gehen hoch und viele tanzen zu entspannteren Rhythmen, wie etwa bei der Seeed-Version des Reggae-Klassikers "Cherry-O Baby", während Fox, Nabé und Dellé Tanzschritte in bester Rude-Boy-Attitüde präsentieren.

Etwas verunglückt wirkt Peter Fox' politisches Statement nach "Deine Zeit", in dem er betont, dass es vielmehr "unsere Zeit zu handeln" sei. Umso größer ist der Jubel, als mit "Alles neu" und "Schwarz zu Blau" auch Soloerfolge von Peter Fox im Seeed-Repertoire auftauchen.

Andernfalls hätte sicherlich ein Teil des Publikums enttäuscht reagiert. Manche haben in der bewährten Mischung von "Dancehall Caballeros" bis "Beautiful" vielleicht aber auch auf die eine oder andere Song-Premiere gewartet.

Leider vergebens. Nach vier schlussspurtenden Zugaben setzt schließlich großer Jubel ein. Seeed ist für das Lollapalooza-Festival bestens aufgestellt, und wenn dort das Wetter mitspielt, dürfte auch die Stimmung so großartig wie in Köln sein.

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