Fleetwood Mac in Köln Alles genau so, wie es sein muss

Never break the chain", heißt es im Song "The Chain", dem einzigen Lied, das alle fünf Mitglieder von Fleetwood Mac gemeinsam geschrieben haben. Als sie jetzt mit diesem Song ihr einziges Deutschland-Konzert der "On with the Show"-Tour eröffnen, ist dies Motto und Versprechen gleichermaßen.

 Voller Elan: Gitarrist Lindsey Buckingham, dahinter Stevie Nicks und Mick Fleetwood.

Voller Elan: Gitarrist Lindsey Buckingham, dahinter Stevie Nicks und Mick Fleetwood.

Foto: Brill

Denn einmal mehr hat sich die Truppe in ihrer klassischen Formation von 1975 zusammengerauft, mehrfach wird Christine McVie von den anderen freudig in der musikalischen Mitte zurückbegrüßt. Denn all fünf wissen: Nun klingen Fleetwood Mac wieder so, wie Fleetwood Mac klingen müssen (auch wenn der Sound in der Lanxess-Arena einmal mehr streckenweise unterirdisch und reinster Brei war).

Die "musical family", als die Christine McVie die Band bezeichnete, verschmolz wahrlich zu einer wunderbaren Einheit. Wunderschön in den Harmoniegesängen, intensiv in den Blicken, die man sich zuwarf, voller Kraft in solchen Momenten, wenn Gitarrist Lindsey Buckingham McVie an ihren Keyboards anspielte. Ob sie sich auch hinter der Bühne verstehen? Man mag einfach nichts anderes glauben.

Aber das ist letztlich egal, denn Fleetwood Mac waren gut, als die betriebsinternen Liebschaften noch funktionierten, und waren genial, als sich Bassist John McVie und Christine scheiden ließen, sich gleichzeitig das Liebespaar Buckingham und Stevie Nicks und Mick Fleetwood sich von seiner Ehefrau trennte.

Das Resultat war das Über-Album "Rumours", dessen Songs einen großen Teil des 22 Lieder umfassenden Sets ausmachten: "Dreams", "Go Your Own Way", "Don't Stop" oder "Songbird" klingen genauso wenig angestaubt wie "Rhiannon" oder "Ober My Head" vom Vorgänger oder "Little Lies" oder "Everywhere" aus den 80ern. Nicks, McVie und Buckingham haben damals zeitlos-schöne Popsongs geschrieben, die ihnen auch mit Mitte, Ende 60 noch gut zu Gesicht stehen.

Und "Big Love" führt Buckingham zu neuen Höhen: Allein auf der Bühne, sich selbst auf der akustischen Gitarre begleitend, steigert er das Lied zum Verzweiflungsschrei und musikalisch intensivsten Moment des Abends. Und Buckingham zeigt sich einmal mehr als der Innovator, der kreative Motor - dessen Energiefluss die beiden Frauen durch ihre Beiträge geschickt zu steuern wissen.

Das ist nicht nur ein jahrzehntelang erprobtes Austarieren von künstlerischen Egos, sondern auch das Ausbalancieren der musikalischen Gewichte "mystisch" (Nicks), "geerdet" (McVie) und "rockig/experimentell" (Buckingham).

Und so wird diese zweieinhalbstündige Show abgerundet mit jenen Elementen, die nun auch einfach dazugehören, wie Mick Fleetwoods extensives Drumsolo in "World Turning" oder der mit Ketten und Bändern verzierte Mikrofonständer der sich in goldene Tücher hüllenden und im Kreis drehenden Stevie Nicks. Alles ist so, wie es bei Fleetwood Mac sein muss.

Aber ist dies nun ein "neues Kapitel" der Bandgeschichte, wie Buckingham andeutete? Die Tour wird erst noch mal eine Weile weitergehen. Ob sie dann Lust haben, wieder zusammen ins Studio zu gehen, um eine neue Platte aufzunehmen? Aber vielleicht hat ja auch Stevie Nicks keine Zeit. Die verriet nämlich, bevor sie "Landslide" sang, dass sie Verwandtschaft in Köln habe, die sie noch suchen müsse ...

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