Soldatenfriedhof in Ittenbach Am Kreuz hing die Erkennungsmarke

SIEBENGEBIRGE · "Zuerst haben wir unsere eigenen Toten begraben, dann all unsere gefallenen Soldaten heimgeholt. Es war ein schweres Werk für die Männer, die sich bereitfanden, die oft arg zerfetzten, ohne Sarg begrabenen Leichen wieder auszugraben und zum Friedhof zu bringen.

Oft genug lagen die Gefallenen aber auch noch unbestattet an Feld- und Straßenrändern", notierte Pfarrer Hans Wichert in der Oberpleiser Pfarrchronik. Während anderswo noch gekämpft wurde bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945, kümmerten sich Menschen aus dem von den Alliierten besetzten Siebengebirge um die Folgen des Krieges. Wochenlang durchstreifte der damalige Brudermeister der Honnefer Sankt Matthiasbruderschaft, Albert Raffauf, mit weiteren Männern Wald und Flur auf der Suche nach toten Soldaten.

Die Feuerwehr holte die Leichen am Abend zur Bestattung ab. Die amerikanische Militärregierung ordnete in Königswinter an, dass sich alle arbeitsfähigen Männer auf dem Marktplatz einzufinden hätten. Von dort wurden sie auf Lastwagen in die Nähe des Laagshofs in Ittenbach transportiert, wo sie Gräber ausheben mussten. Am 26. März hatten Amerikaner einen dort gefallenen deutschen Soldaten beerdigt. Bald reihte sich Grab an Grab. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurden die amerikanischen Soldaten bestattet.

Georg Löbach war damals 15 Jahre alt. Der Ittenbacher hinterließ für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge seine Erinnerungen. Mit Schaufeln mussten sich hundert Dorfbewohner an der Pfarrkirche einfinden. Amerikanische Soldaten führten sie zu dem Acker, der einmal der meistbesuchte Soldatenfriedhof Deutschlands werden sollte. Hier ruhen 1871 Tote des Zweiten Weltkriegs - 1626 Deutsche, 224 Sowjetbürger, zwölf Polen, vier Niederländer, zwei Belgier, zwei Franzosen und ein Italiener. Löbach: "Bei dem felsigen Untergrund schafften wir nur ein Grab pro Tag."

Die zehn Jüngsten der Kolonne wurden zu einer benachbarten Obstwiese geschickt. Hier trafen täglich Lastwagen mit amerikanischen und deutschen Gefallenen ein - auch aus dem Ruhrgebiet, aus dem Sauerland, aus der Eifel, aus Belgien. GI's des amerikanischen Gräberdienstes leerten die Uniformtaschen der Soldaten. Wertgegenstände, persönliche Sachen und Erkennungsmarken kamen in einen weißen Beutel vom Internationalen Roten Kreuz. Danach wurden die Toten mit gekennzeichneten Leinensäcken umhüllt und auf Jeeps zu den ausgehobenen Gräbern gefahren.

Im Juli 1945 erfolgte die Umbettung der etwa 3600 amerikanischen Gefallenen. Hans Ulrich Prange fasste für den Heimatverein Oberdollendorf seine Erinnerungen zusammen. Der damals

16-Jährige wurde in die "Strip-Kolonne" eingeteilt. Einer musste in die Grube steigen, dem freigelegten Toten ein Seil um die Füße legen, die anderen zogen ihn heraus. Die Toten wurden vom amerikanischen Friedhof Margraten in den Niederlanden in die Heimat überführt.

Nur spärlich waren die Unterlagen über die Personalien der übrigen Gefallenen auf dem Ittenbacher Friedhof. An die weißen Lattenkreuze hatten die Amerikaner, soweit vorhanden, nur die Erkennungsmarken genagelt. Bürgermeister, Pfarrer, die Schwestern vom armen Kinde Jesu in Ittenbach mit Schwester Maria Gonzaga und Lehrerin Magdalena Krämer halfen dem Volksbund bei der Identifizierung von mehr als 1200 Toten und Angehörigen bei der Suche nach ihren Lieben.

Und die Ittenbacher Männer wurden erneut tätig. Pfarrer Hambüchen rief sie 1946 dazu auf, den verwilderten Totenacker umzugraben. Frauen der Gemeinde und die Schuljugend schmückten Allerheiligen 1946 jedes Grab. Schüler aus Velbert sammelten 10 000 Reichsmark für den Ausbau des Friedhofs. Nach der Währungsreform entstand eine Ruhestätte mit Hochkreuzgruppe und Ehrenplatte mit der Mahnung: "Unser Opfer ist Eure Verpflichtung: Frieden". Am 10. Juni 1951 fand die Einweihung statt.

Beim Ausbau ein Jahrzehnt später wurden erneute Identifizierungen durchgeführt. Weitere 300 Unbekannte erhielten ihren Namen. Grabkreuze und das Hochkreuz sind seither aus Stein.

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