Autorenlesung mit Krimi-Autor Wolfgang Kaes las in Unkel aus "Das Gesetz der Gier"

UNKEL · "Das Gesetz der Gier" heißt der neue Roman von Wolfgang Kaes. Kostproben daraus gab der Krimi-Autor bei einer Lesung anlässlich der 17. Westerwälder Literaturtage.

 Zu Gast bei den 17. Westerwälder Literaturtagen: Wolfgang und Helga Kaes lesen aus "Das Gesetz der Gier".

Zu Gast bei den 17. Westerwälder Literaturtagen: Wolfgang und Helga Kaes lesen aus "Das Gesetz der Gier".

Foto: Frank Homann

Gut eine Stunde mussten die Gäste der 17. Westerwälder Literaturtage bei der Lesung im Unkeler Rathaus warten, bis ihnen der Krimi-Autor Wolfgang Kaes den ersten Mord präsentierte. Opfer war der türkische Pneumologieprofessor Zeki Kilicaslan. Dieser war von Istanbul nach Köln gereist, um mit dem Chef eines Textilunternehmens zu sprechen, der in seiner Heimat den Tod vieler junger Türken „in Kauf“ nimmt, um billig in Kellerfabriken Designerjeans herstellen zu lassen. Auch in der Modebranche herrscht eben „Das Gesetz der Gier“. So lautet auch der Titel des Buches, aus dem der GA-Chefreporter, assistiert von seiner Frau Helga, einige Passagen vorlas.

„Es ist zwar nicht mein aktuelles Buch, aber es passt zu den diesjährigen Literaturtagen, die sich zum 200. Geburtstag von Karl Marx und Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit dem Thema Industrie-Kultur beschäftigen“, so Kaes. Habsucht gehöre als Avaritia im Katholizismus zu den sieben Hauptsünden. Schon Paulus habe aus Rom den Ephesern geschrieben: „Ihr könnt sicher sein, dass kein unzüchtiger habgieriger Mensch in das Reich Gottes kommen wird.“

In der Rechtswissenschaft werde Habgier als „rücksichtsloses Streben nach Gewinn um jeden Preis“ bezeichnet und gelte im Strafrecht als eins der Tatbestandsmerkmale für Mord, so der ehemalige Polizeireporter. „Heute ist Habsucht aber offensichtlich en vogue. Sie scheint im Zuge der Globalisierung eine neue Legitimation erfahren zu haben“, beklagte Kaes, bevor er einen seiner Protagonisten der Geschichte vorstellte: Erol Ümit.

Den Zuhörern den Mund wässrig gemacht

Der 21-Jährige leidet Höllenschmerzen. Wie bei weiteren 700 jungen Türken hat Kilicaslan bei ihm eine Staublunge diagnostiziert. Ümit und seine Leidensgenossen müssen bei der Jeansproduktion stundenlang feinsten Sand per Hochdruckreiniger auf die nagelneuen Beinkleider schießen, damit diese aussehen, als wären sie jahrelang bei der Arbeit getragen worden.

Und dann ist da auch noch der Buchhalter des Textilunternehmens, Bernd Oschatz, der am Ende seines Arbeitslebens genug hat von den Machenschaften der Firma, die jahrzehntlang seine Ersatz-Familie war. Er folgt seinem Sinn für Gerechtigkeit und will mit einer Gruppe von Globalisierungsgegnern das Unternehmen zwingen, sich sozialer zu verhalten. Auch Oschatz führt sein Mut schließlich in den Tod.

Nachdem Kaes den Zuhörern den Mund wässrig gemacht hatte zu erfahren, wie diese Geschichte weitergeht, ging der Autor auf Fragen ein. Grundlage seiner Bücher seien immer journalistische Recherchen wie in diesem Fall zu Themen der Globalisierung und „moderner Sklaverei“. Wenn er genug Fakten zusammengetragen habe, kämen in den Romanen erfundene Personen hinzu, die das Thema transportieren könnten, erklärte er.

Nach seinem neusten Buch gefragt, vertröstete Kaes die Zuhörer auf das kommende Jahr. „Sie lesen eben schneller, als ich schreibe“, so der Autor, bevor er etliche von den Zuhörern mitgebrachte Exemplare von „Das Gesetz der Gier“ signierte.

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