Bundesstraße 42 im Kreis Neuwied Neue Kampagne gegen Lärm

KREIS NEUWIED · Sie fühlen sich in die Lärmzange genommen, und sie haben ist es, der Bürger, Kommunalpolitiker und Verwaltung den Kampf angesagt haben. Von Bad Honnef bis Neuwied erstreckt sich der Abschnitt, der betroffene Anwohner zwischen der Bundesstraße 42 (B42) und den Bahngleisen "in die Lärmzange nimmt".

 Plakativ: Die Kampagne gegen die Verkehrslärmbelastung stellen (v.l.) Michael Mahlert, Heinz Schmitz und Hans-Günter Fischer vor.

Plakativ: Die Kampagne gegen die Verkehrslärmbelastung stellen (v.l.) Michael Mahlert, Heinz Schmitz und Hans-Günter Fischer vor.

Foto: Frank Homann

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz, Hans-Günter Fischer, der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Unkel, Heinz Schmitz, und Michael Mahlert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Hönningen, hatten zu einem Pressegespräch eingeladen, um eine neue Kampagne gegen Verkehrslärm vorzustellen: "Stoppt die Lärmzange". "Der heutige Tag ist der symbolische Startschuss unserer Kampagne", sagte Fischer.

Wogegen sich die Kampagne richtet ist klar: "Die ungebremste Lärmbelästigung durch die Güterzüge auf der einen Seite und die erhebliche zusätzliche Belastung durch die angekündigte Freigabe der B42 für Schwerlaster auf der anderen Seite", so Fischer. Wie berichtet ist eine Aufhebung des LKW-Verbots auf der Bundesstraße in Planung, welche auch von Landrat Rainer Kaul unterstützt wird.

Bereits am 19. Mai hatten sieben Bürgermeister der Verbandsgemeinden Unkel, Linz und Bad Hönningen einen Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer verschickt. Darin appellierten sie an Dreyer, etwas gegen Bahn- und Straßenlärm auf der Rheinschiene zu unternehmen. "Bis heute haben wir keine Eingangsbestätigung erhalten - ganz zu schweigen von einer Antwort", so Fischer. Das Schweigen der "Landemutter" in dieser Sache sei "mehr als eine herbe Enttäuschung".

Ähnlich ernüchtert zeigen sich die Lärmgegner auch von ihrem Landrat. Die Argumentation Rainer Kauls zeige, "wie weit er von den Menschen entfernt ist". Er habe bisher mit keinen der Betroffenen gesprochen, weder mit den Bürgern, noch mit den Kommunen. "Das zeugt nicht von Sensibilität. Wir sind hier keine Zweiklassengesellschaft", so Fischer.

"Eines muss man ganz deutlich machen", betonte Michael Mahlert, "es handelt sich hier nicht um abstrakte Ängste. Die Menschen in Leutesdorf etwa sind emotional stark betroffen. Allein hier gibt es bereits mehr als 400 Unterschriften für die Protestaktionen. Es gibt Eigentümer, die ihr Haus nicht mehr vermietet bekommen, weil der Lärm die Immobilie nicht mehr bewohnbar macht." "Wenn Sie jemanden in Linzhausen besuchen, haben sie nicht selten das Gefühl, dass Ihnen die LKWs und Güterzüge direkt durchs Wohnzimmer donnern", so Fischer. Es handle sich um eine ganz konkrete Belastungssituation, die die Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit treffe.

Außerdem betreffe dieses Thema nicht nur den Kreis Neuwied. "Es geht nicht nur um Bürger, die unmittelbar an den Bahntrassen wohnen", so Heinz Schmitz, "dieses Thema betrifft alle Gebiete, die im Rheintal liegen. Ob nun unser Kreis, das Siebengebirge oder die andere Rheinseite. Wir sitzen alle im gleichen Boot." Überall, so der Beigeordnete, kämpfen Menschen darum, Bahnlärm zu reduzieren. "Deswegen habe ich überhaupt kein Verständnis dafür, dass angesichts zusätzlichen Lärms geschwiegen wird."

"Wir Nachbarkommunen sollten uns nicht gegeneinander aufspielen lassen", so Fischer. "Gegen den Lärm in unserem schönen Rheintal sollten wir gemeinsam kämpfen."

Fischer, Mahlert und Schmitz betonten auch, dass es vor allem der Transitverkehr sei, der unerwünscht ist. Dass Unternehmen aus der Region ihre Lastkraftwagen über die B42 schicken, sei gar keine Frage. "Aber nach nur wenige Minuten an der Straße merkt man, dass die Straße sehr stark von LKWs nur zur Überfahrt frequentiert wird", so Fischer. Man wolle verhindern, dass die B42 immer mehr zur Mautausweichstrecke verkomme.

Der Idealfall sei, dass Schilder die Schwertransporter schon frühzeitig auf die Autobahnen 61 und 3 leiten - noch bevor sie Bad Honnef erreichen. Bei Aufrechterhaltung des Verbots, soll eine automatische Video-Überwachungsanlage Verstöße verzeichnen.

Das B steht für Bundesstraße. Liegt es demnach nicht in der Natur der Sache, dass hier überregionaler Verkehr stattfindet? "Mit dieser Argumentation blendet man das Lärmthema aus", so Schmitz. "Es gibt einen Ermessenspielraum und der muss dahingehend genutzt werden, dass das Wohl der Menschen im Vordergrund steht."

Umstrittenes Verbot

Seit 1971 bestehen die Sperrungen für Schwerlastverkehr ab 7,5 Tonnen auf den Bundesstraßen 42 und 256. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Neuwied brachte die Aufhebung der Lkw-Fahrverbote auf ins Gespräch.

Auch der Neuwieder Landrat Rainer Kaul hatte in einer ersten Stellungnahme gesagt, er halte das Verbot nicht mehr für haltbar. Eine Entscheidung über die Freigabe des Schwerlastverkehrs stehe aber erst nach Abschluss der Bauarbeiten in Hammerstein im Sommer 2016 an.

"Stoppt die Lärmzange"

Ziele der Kampagne sind die Beibehaltung des Durchfahrtverbots von Lkw über 7,5 Tonnen auf der B 42 zwischen Neuwied und Bad Honnef und die Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz an den Kosten der Machbarkeitsstudien zur Verringerung des Bahnlärms an dieser Strecke.

Für Freitag, 17. Juli, 16 Uhr, lädt Landtagsabgeordnete Ellen Demuth zu einer Demonstration in Leutesdorf (Sankt-Laurentius-Brücke) auf. Informationen zu Aktionen, Bürgerinitiativen und Materiallien zum Herunterladen unter www.lärmzange.de.

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