Neubau der Wiedbachtalbrücke Neue Brücke mit weniger Steigung

KREIS NEUWIED · Das Bundesverkehrsministerium hat einem Neubau der Wiedbachtalbrücke zugestimmt. Der Neubau wird in den kommenden zehn Jahren geplant.

Im Spiegel-Magazin hat ein Journalist vor ziemlich genau 60 Jahren über die Wiedbachtalbrücke geschrieben: "Die Gefahr bleibt." Anlass war die Fertigstellung einer zweiten Fahrbahn auf der Brücke, die auf mehr als 400 Metern das gleichnamige Tal im Kreis Neuwied überspannt. Damals erinnerten Totenköpfe rechts und links der Fahrbahn die Auto- und Lastwagenfahrer an unmissverständliche Zahlen: In fünf Jahren hatte es fast 500 Unfälle gegeben mit 37 Toten und 462 Schwerverletzten. Vor allem eine Straßensteigung von bis zu 5,6 Prozent machte die Autobahn zwischen Frankfurt und Köln an dieser Stelle zu einer der gefährlichsten Wege in ganz Deutschland.

Die A 3 gehört mit der A 61 heute zu den meistbefahrenen Autobahnen in Rheinland-Pfalz. Der Verkehr hat sich mit 90.000 Fahrzeugen pro Tag seit damals verdreifacht. Aber die Steigung von bis zu 5,6 Prozent, die ist an manchen Stellen geblieben. Das wollen sie ändern beim zuständigen Landesbetrieb Mobilität. Aber das wird noch etwas dauern.

Klar ist: Das Bundesverkehrsministerium hat einem Neubau der Wiedbachtalbrücke zugestimmt. Klar ist auch: Es soll einen durchgehend sechsstreifigen Ausbau der Autobahn geben, inklusive zweier Seitenstreifen. "Dieses Projekt gehört zu den größten Straßenbaumaßnahmen in Rheinland-Pfalz in den kommenden Jahrzehnten", erklärte Ingenieur Bernd Winkler vom zuständigen Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz. Alleine die Planung werde mindestens die kommenden zehn Jahre in Anspruch nehmen. Was das alles kosten wird, kann er deshalb noch nicht sagen. Dies hänge auch davon ab, wie weit man die Sechsstreifigkeit tatsächlich anlegen wolle und ausbauen könne. Ziel sei es in jedem Fall, das Gefälle an allen Stellen kleiner als 4,5 Prozent zu halten.

Eine Auskunft aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium auf eine kleine Anfrage der Neuwieder Grünen-Landtagsabgeordneten Elisabeth Bröskamp ergab: 2013 ereigneten sich insgesamt 450 Unfälle im 30 Kilometer langen A 3-Streckenabschnitt auf Neuwieder Kreisgebiet. Im Fünfjahreszeitraum zwischen 2009 und 2013 habe man 325 Unfälle mit "Personenschäden" registriert, darunter 76 Schwerverletzte, 420 Leichtverletzte und elf Tote. Unangepasste Geschwindigkeit sei in den meisten Fällen der Grund für diese Crashs gewesen. "Das hängt auch mit der besonderen Topografie der Strecke im Kreis Neuwied zusammen", heißt es in der Antwort aus Mainz.

Immerhin, teilte Joachim Winkler, Pressesprecher im Mainzer Innenministerium, mit, habe man mit Geschwindigkeitsbeschränkungen und Lkw-Überholverboten in den Gefällstrecken die Unfallgefahr reduzieren können: Während sich im Jahr 2009 37 Verkehrsunfälle auf dem Abschnitt der Brücke ereigneten, seien es in den Jahren 2011 bis 2014 im Durchschnitt noch 24 Unfälle pro Jahr gewesen. Ein generelles Tempolimit von 100 Stundenkilometern und ein Lkw-Überholverbot im gesamten Streckenabschnitt seien aber pauschal nicht mit der Straßenverkehrsordnung vereinbar. Vom geplanten Neubau erhoffe man sich "eine Verbesserung der Verkehrssicherheit", hieß es in der Antwort auf die Fragen der Landtagsabgeordneten.

Die Wiedtalbrücke

Die Wiedbachtalbrücke besteht aus zwei Brückenbauten. Parallel zum 1954 erbauten Bogenbauwerk verläuft seit 1974 eine Balkenbrücke, dazwischen liegt ein kleiner Spalt.

Eine Instandsetzung, so berichtete Bernd Winkler, sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll. Denn die Bauwerke müssten so ertüchtigt werden, dass sie dem stets zunehmenden Verkehr mit seinen immer schwerer beladenen Lastwagen für Jahrzehnte standhalten müssten.

Der Neubau hätte einen weiteren Vorteil: Die bestehende Trasse stünde bis zur Fertigstellung dem Verkehr zur Verfügung und würde erst abgerissen, wenn Autos und Lastwagen über die neue, parallel gebaute Überführung fahren können. Hoffentlich dann über eine sichere Strecke.

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