Gedenktafel am jüdischen Friedhof Unkel Mahnende Erinnerung und Ehrerbietung vor den Toten

UNKEL · Es ist ein Zeichen wider das Vergessen: Am Eingang des jüdischen Friedhofes in Unkel weist nun eine Gedenktafel auf den historischen Ort an der Straße „Am hohen Weg“ hin. Unter großer Beteiligung von Unkeler Bürgern wurde die Tafel eingeweiht.

 Feierstunde am jüdischen Friedhof: Gerhard Hausen (v.l.), Ester Kottscheid, Gottfried Herkenrath, Josef Pasternack und Ulrich Zöphel vor der neuen Gedenktafel „Am hohen Weg“. FOTO: KÜSTERS

Feierstunde am jüdischen Friedhof: Gerhard Hausen (v.l.), Ester Kottscheid, Gottfried Herkenrath, Josef Pasternack und Ulrich Zöphel vor der neuen Gedenktafel „Am hohen Weg“. FOTO: KÜSTERS

Foto: Küsters

„Bisher erinnerte keine Tafel an diesen 1988 unter Denkmalschutz gestellten Friedhof, der für die Kulturstadt Unkel und ihre Bürgerschaft ein historisch besonders wertvoller Ort ist“, sagte Gottfried Herkenrath vom Unkeler Initiativkreis „Wider des Vergessen“. Deshalb hatte der Zweite Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Kultur der Juden der Rheinlande zusammen mit Esther Kottscheidt Spenden gesammelt.

An der Feierstunde zur Einweihung nahmen Stadtbürgermeister Gerhard Hausen, der Erste Beigeordnete Wolfgang Plöger, Pfarrer Andreas Arend, der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Piet Bovy, Stadtarchivar Wilfried Meitzner und dessen Vorgänger Rudolf Vollmer teil. Gekommen waren auch der Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Josef Pasternak, und Geschäftsführer Ulrich Zöphel.

„Es gibt rund 100 jüdische Friedhöfe in der Umgebung, rund 400 in ganz Rheinland-Pfalz. Sie bezeugen, dass hier Juden gelebt haben, die wahrscheinlich schon ab der Römerzeit als Händler oder als Sklaven am Rhein ansässig geworden sind“, so Pasternak. Der jüdische Friedhof in Unkel werde ausgenommen gut gewartet von der Stadt, so der Kantor.

Das war nicht immer so. Der jüdische Friedhof in Unkel, auf dem bis 1940 genau 47 Juden ihre letzte Ruhe gefunden hatten, war 1877 von der jüdischen Gemeinde eingerichtet worden. Am 28. August 1941 ging die Verfügung der Kreisverwaltung ein, unverzüglich die Grabsteine zu entfernen. Bereits zwei Monate zuvor hatten die Nationalsozialisten moniert, der Friedhof störe das Orts- und Straßenbild. „Entsprechend wurde der Friedhof geschlossen, eingeebnet und zur öffentlichen Bleiche deklariert“, so Kottscheid.

Die Grabsteine wurden in den benachbarte Kiesgrube geworfen. Nach dem Krieg befahlen die Amerikaner, die Grabsteine zu bergen. Gefunden wurden jedoch nur noch acht, die an beliebigen Stellen, also nicht an den Original-Grabstellen, auf dem Gelände wieder aufgestellt wurden. „Ein jüdischer Friedhof ist ein Haus des Lebens oder ein Haus der Ewigkeit. Entsprechend verliert er als unveräußerliches Gut auch nie seine Bedeutung“, so Herkenrath, der mit Kottscheid die Gedenktafel enthüllte.

Die Tafel, so Herkenrath weiter, sei den Bestatteten gewidmet und sei mahnende Erinnerung, dass der Ort auf ewig geschändet sei. „Ihre Seelen mögen eingebunden in den Bund des Lebens“, zitierte Pasternak eine gängige Inschrift auf jüdischen Grabsteinen, bevor er mit dem „Gebet für das Vaterland“ die Feierstunde beendete.

Jüdisches Leben in Unkel

Juden waren im Kurfürstentum Köln schon sehr früh ansässig, mussten aber Schutzgebühr, das so genannte „Gleidt“, zahlen. Grundeigentum erwerben und Mitglied in Zünften werden durften sie nicht.

Erstmals namentlich erwähnt wurden Unkeler Juden 1578 in der so genannten „Türkenhilfe“. Durch das Nassauische Edikt von 1814 wurden den Juden zwar Handelserleichterungen zugestanden – die Judenpolitik war aber weiter eher restriktiv.

Preußen richtete 1817 „Judenregister“ ein, aus denen hervorgeht, dass in der Bürgermeisterei Unkel 17 jüdische Familien lebten, vier in Unkel, acht in Rheinbreitbach sowie fünf weitere in Erpel.

1853 waren 44 Juden in Unkel ansässig, die sich als selbstständige Spezialgemeinde 1867 der Linzer Synagogengemeinde anschlossen.

Nach der Einweihung ihrer eigenen Synagoge am 21. August 1874 in der Grabenstraße erwarben sie am 11.April 1877 neben dem evangelischen/städtischen Friedhof das fünf Ar große Grundstück, das Platz für 100 Grabstätten bot. In den Jahren zuvor hatten die Unkeler Juden ihre Angehörigen in Linz oder auf dem Bad Honnefer Judenfriedhof in Selhof „Auf der Helte“ beerdigt.

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