Interview mit Nanna Neßhöver Lehrerin aus Erpel veröffentlicht ihr erstes Kinderbuch

Erpel · Fantasievolle Geschichten sind die Leidenschaft von Nanna Neßhöver. Nun hat die Lehrerin aus Erpel ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht. Im Interview spricht sie über ihre Inspiration, wo sie ihre Ideen herholt und was sie vermitteln möchte.

Sie sind von Beruf Lehrerin. Was hat Sie inspiriert, nun auch Kinderbücher zu schreiben?

Nanna Neßhöver: Ich schreibe schon seit meiner Kindheit. Seither hat mich die Idee, ein Kinderbuch zu schreiben, nie losgelassen. Gleichzeitig hat es mir immer Spaß gemacht, Lehrmaterial auszudenken, das Kindern Spaß macht und zum Lernen motiviert. Bis heute habe ich zwei Leidenschaften: Die Pädagogik und das Schreiben. Vor drei Jahren war es dann so weit. Meine erste Geschichte wurde in der Bilderbuchzeitschrift „Gecko“ veröffentlicht. „Kuno, der Kugelfisch“ handelt von einem Kugelfisch, der sich bei Gefahr nicht aufblasen kann.

Was möchten sie den Kindern mit ihren Büchern vermitteln?

Neßhöver: Ich möchte Kinder mit den Geschichten stark machen. Sie sollen ihre Gefühle zulassen, herauslassen und zu ihnen stehen. Die Bücher sollen helfen, auch über Gefühle zu sprechen, die schwierig zu fassen sind – wie die Wut. Bei den Lesungen sind die Kinder immer ganz erstaunt, dass sie wütend sein dürfen. Und dann stampfen und brüllen sie und haben großen Spaß. Ich selbst finde die Welt der Gefühle noch als Erwachsener verwirrend. Denn manchmal fühlen wir wie das Fühlinchen alles gleichzeitig. Und wohin dann mit unseren Gefühlen?

Woher holen sie sich die Ideen für ihre Bücher?

Neßhöver: Ich habe ständig Geschichten im Kopf und versuche, sie sofort aufzuschreiben, damit ich sie nicht vergesse. Bei einem Besuch des Aquariums Sea Life in Königswinter kam mir die Geschichte vom Kugelfisch Kuno. Als ich mit meiner Familie am Rhein spazierte, tauchte ein anderer Fisch in meinen Gedanken auf: Der Lampenfisch. Der hässliche Fisch mit dem komischen Stängel auf dem Kopf erfährt erst im Laufe der Geschichte, dass er zu den Laternenfischen gehört und seine Lampe benutzen kann. Es sind Figuren, die zu sich noch finden müssen, aber dann über sich hinauswachsen. Mit der Lampenfischgeschichte habe ich mich beim Radio beworben, und der Bayerische Rundfunk hat sie für seine Sendung „Sonntagshuhn“ genommen. Als meine eigene Geschichte vor Kurzem im Radio lief, war ich ganz bewegt.

Welche Rolle spielen ihre Erfahrungen als Lehrerin und Mutter?

Neßhöver: Zurzeit bin ich in Elternzeit und habe viel Zeit zum Vorlesen. Und diese Geschichten inspirieren mich wiederum zu eigenen Geschichten. Mit meinem älteren Sohn denke ich mir gern verrückte Namen aus. Als Lehrerin versuche ich, schüchternen Kindern mehr Selbstwertgefühl zu geben. Es gibt so viele Möglichkeiten, die Kinder zu stärken und zu fördern. Beim Theaterspielen, Malen oder dem Schreiben von kleinen Geschichten merken die Kinder, was alles in ihnen schlummert. Und plötzlich leuchten sie – wie die Lampe des Lampenfischs. Das macht mich glücklich. Meine Eltern haben mir eine Welt eröffnet, die voller Bücher und Geschichten war. Und heute kann ich meinen Kindern selbst diese Welt zeigen. Mit meinem Mann, der die Sprache genauso liebt wie ich. Das finde ich schön.

Sie sagen selbst, „das Thema Gefühle ist wichtig, nicht nur für Kinder ...“ Ist das Fühlinchen auch ein Buch für Erwachsene?

Neßhöver: Fühlinchen ist ein zeitloses Buch und für alle Generationen. Denn die Botschaft ist immer gleich: Jeder fühlt anders, aber stehe du zu deinen eigenen Gefühlen! Natürlich wünscht man sich wie das Fühlinchen ein zweites Fühlinchen: jemanden, der genauso fühlt wie man selbst. Aber irgendwie wäre das auch langweilig. Manchmal hat man Augenblicke, in denen man so verstanden wird wie man ist. Das ist ein großes Geschenk.

Hand aufs Herz, zeigen sie gerne Gefühle?

Neßhöver: Hätte ich die Gabe des Fühlinchens, meine Stimmungen farbig nach außen zu tragen, liefe ich den ganzen Tag wie ein Regenbogen herum. Bin ich glücklich, dann zeige ich das, und wenn ich wütend bin, dann werde ich so laut wie das Tigermädchen aus meinem Wutbuch. Manchmal hilft nur Humor, denn es gibt Situationen im Leben, die so abstrus sind, dass sie wieder komisch sind. Aber oft hilft mir auch das Reden.

Ist schon ein weiteres Buch in Arbeit?

Neßhöver: Ja, und ich habe noch viele Ideen. Aber das erste, das Fühlinchen, wird immer etwas Besonderes bleiben.

Fühlinchen, erschienen im Carlsen-Verlag, ist im Buchhandel erhältlich und kostet zwölf Euro.

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