Brauchtum in Linz Klapperläufer ersetzen das Glockengeläut

LINZ · Auch am Karsamstag tun die Teilnehmer in Linz drei Mal kund, was die Stunde geschlagen hat.

 Der Klapperlauf in Linz.

Der Klapperlauf in Linz.

Foto: Frank Homann (Archiv)

Das Wetter spielte gestern nicht so recht mit. Als sich die Klapperläufer auf ihren Weg machten, um den Linzern und ihren Besuchern die alte Tradition der Klapperläufe näher zu bringen und das Brauchtum zu pflegen, begann es zu regnen. In der Kulisse der historischen Altstadt bietet sich aber so oder so ein besonderes Schauspiel. Heute haben die Zuschauer die Gelegenheit, die Klapperläufe erneut zu bestaunen – dann eventuell bei besserem Wetter. Am heutigen Karsamstag sind die Klapperläufer wieder um 6 Uhr, 12 und 18 Uhr in Linz unterwegs.

„Klappern gehört zum Handwerk“, lautet ein Sprichwort, das vor allem der Profession der Müller zugeschrieben wird. In Linz hat es eine besondere Bedeutung. An den Kartagen tun stets an die 200 Klapperjungen drei Mal am Tag kund, was die Stunde geschlagen hat. Vom Neutor aus ziehen sie durch die Stadt. Zurück geht die Tradition auf die Sage, dass die Glocken an Gründonnerstag zum letzten Mal vor Ostern zu hören gewesen seien. Die Legende besagt, die Glocken seien unmittelbar danach nach Rom geflogen, um sich dort mit Reisbrei zu stärken und sich polieren zu lassen. Kurz vor der Osternacht seien sie wieder zurückgekehrt, um die Gläubigen dort aus Anlass der Auferstehung Christi in die Kirchen zu rufen.

„Ganz so viele Läufer wie sonst sind wir heute angesichts des anhaltenden Nieselregens natürlich nicht“, bilanzierte Michael Huitz bei der ersten Rast am Burgplatz. Trotzdem: Gut 80 Läufer gingen bereits um 6 Uhr morgens los, mittags waren es an die 100. Huitz hatte vor drei Jahren von Michael Unkel die Leitung des Klapperlaufs übernommen. Für heute sei mit weit mehr Läufern zu rechnen, so Huitz.

Beim anschließenden Empfang erhalten die Teilnehmer ihre begehrte Klapperlauf-Medaille. Die Medaille gibt es in heutiger Form seit 1989. In jedem Jahr ziert ein anderes Motiv das Sammlerstück.

Der Weg führt die Klapperjungen stets durch die Klostergasse, dann hinaus zur evangelischen Kirche und von dieser durch das „Hülsenloch“ zum höchsten Punkt der Strecke, der alten Pfarrkirche. Früher hätten die Messdiener, die für den Klapperlauf zuständig waren, noch alte Sprüche wie das „Dotz dotz Limmesche“ gerufen, berichtete ein Ur-Linzer.

Nur wenn es von Sankt Martin die Kirchgasse hinab gegangen sei, seien alle verstummt. Noch heute zischen ältere Klapperläufer „Jeiz“ und erinnern so daran, dass sich vor Urzeiten der Vor-Vorbesitzer einer Druckerei in dieser Straße strikt geweigert haben soll, beim Dotzen Papier für das Martinsfeuer zu spenden. Entsprechend wurde er beim Klapperlauf vernehmbar abgestraft.⋌

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