Großeinsatz im Einkaufszentrum Keine Hinweise auf Vorsatz nach Gasalarm in Unkel

Unkel · Die Suche nach der Ursache für die Atemwegsreizungen, die am Mittwochabend 55 Kunden und Mitarbeiter des Unkeler Einkaufszentrums erlitten, dauert an. Am Donnerstag waren die Läden wieder normal geöffnet.

Auch am Tag nach dem Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungskräften im Unkeler Vorteil-Center, in dem eine unbekannte Substanz bei Kunden und Mitarbeitern Atemwegsreizungen verursacht hatte, war die Ursache des Vorfalls völlig unklar. Laut Polizei ergaben sich bis Donnerstagnachmittag keine Hinweise auf eine vorsätzliche Handlung, die Kriminalpolizei ermittele aber noch. Wie berichtet, erlitten 55 Menschen am Mittwochabend leichte Verletzungen. Die Polizei übernahm sofort die weiteren Ermittlungen.

Noch am selben Abend wurde gemutmaßt, es könnte sich um ein Fremdverschulden, möglicherweise um einen besonders üblen Scherz handeln. Aufschluss darüber könnten auch Videoaufzeichnungen aus dem Markt geben. Am Donnerstag hatte die Polizei keine Hinweise auf einen Vorsatz.

Alles weitere sei bislang reine Spekulation, sagte auch Jürgen Mertens, dessen Familie seit Jahrzehnten die Vorteil-Center in Asbach und in Unkel betreibt. „Ich bin sehr froh, dass nichts Ernsthafteres passiert ist. Das Wichtigste ist doch, dass Menschen nicht schwerer zu Schaden gekommen sind“, so Mertens zum GA.

Das Vorteil-Center Unkel sei am Donnerstag regulär wieder geöffnet worden, nachdem am Mittwochabend ausgeschlossen werden konnte, dass die Ursache für die Atemwegsprobleme im Gebäude selbst zu suchen waren.

Verletzte haben das Krankenhaus wieder verlassen

Wie berichtet, waren Feuerwehr und Rettungskräfte am Mittwoch um 18.07 Uhr wegen eines Massenanfalls von Verletzten alarmiert worden. Insgesamt waren 60 Wehrleute, 68 Mitarbeiter der Rettungsdienste, sieben Polizeibeamte und zwei Mitarbeiter des Unkeler Ordnungsamtes im Einsatz. Die Fäden für den Einsatz, der die Beteiligten gut drei Stunden beschäftigen sollte, liefen bei Ralf Wester, Vize-Chef der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde (VG) Unkel, zusammen.

Das komplette Gebäude wurde evakuiert, das Gelände sowie die angrenzende Straße „Am Hohen Weg“ abgesperrt. Auch der benachbarte Lidl-Markt wurde vorsorglich geschlossen, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich die schädliche Substanz durch die Lüftung im rückwärtigen Teil des Vorteil-Centers auch bis dorthin ausgebreitet haben könnte.

49 Verletzte wurden vor Ort vom Rettungsdienst betreut. Sechs Personen hatten zunächst den Heimweg angetreten, meldeten sich dann aber bei der Polizei, wie Feuerwehr-Sprecher Andreas Nagel weiter berichtete. Vier Personen wurden zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht, konnten dieses nach GA-Informationen mittlerweile aber wieder verlassen.

Die erste Vermutung, der Rauch eines Feuers könnte zu den Atemwegsbeschwerden geführt haben, bestätigte sich am Mittwochabend nicht. Nach gründlicher Durchsuchung des Gebäudes durch die Feuerwehren konnte ein Schwelbrand oder ähnliches als Ursache ausgeschlossen werden.

Gefahrstoffmessung blieb ohne Ergebnis

Mitglieder der angeforderten Gefahrstoffeinheit des Kreises Neuwied führten über mehrere Stunden zudem Messungen durch, um herauszufinden, was die Reizungen ausgelöst hatte. Gegen 21 Uhr konnten die Experten der Feuerwehr endgültig Entwarnung geben.

Eine wie auch immer geartete Substanz war nicht mehr feststellbar, teilte die Feuerwehr am Abend mit. Eine weitere Gefährdung konnte damit ausgeschlossen werden. Am Einsatzort lobten Landrat Achim Hallerbach, VG-Bürgermeister Karsten Fehr und Stadtbürgermeister Gerhard Hausen das schnelle und gezielte Vorgehen von Feuerwehr und Rettungskräften.

„Es reicht aber jetzt schon für die nächsten Jahre“, sagte Hausen mit Verweis darauf, dass die Unkeler Wehr in den vergangenen Monaten gleich mehrfach bei Großeinsätzen gefragt waren. Der größte Einsatz mit mehr als 140 Einsatzkräften – der Brand von Güterwaggons am Unkeler Bahnhof – liegt erst knapp zwei Wochen zurück.

Zusammengenommen mit dem Großbrand im Seniorenzentrum Sankt Pantaleon vor einem Jahr, einem Feuer in der engen Bebauung Am Graben im Dezember und drei weiteren größeren Einsätzen sei die Wehr über Monate besonders gefordert worden. „Man kann das gar nicht genug loben. Und darf dabei nicht vergessen, dass es sich um Ehrenämter handelt“, sagte Fehr in Anwesenheit unter anderem von Feuerwehrchef Ulrich Rechmann. Was genau den Großeinsatz in Unkel ausgelöst hat, bleibt derweil noch offen.

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