Kabarett in der Oberen Burg Rheinbreitbach Humorvolles Plädoyer für ein offenes Europa

Rheinbreitbach · Der Brite Mike McAlpine und der Türke Aydin Isir servieren mit ihrem Kabarett-Programm „Nord-Süd-Gefälle“ in Rheinbreitbach mehr als nur gute Unterhaltung.

 Kontrastprogramm mit Augenzwinkern: Mike Mc Alpine (l.) und Aydin Isir in der Oberen Burg.

Kontrastprogramm mit Augenzwinkern: Mike Mc Alpine (l.) und Aydin Isir in der Oberen Burg.

Foto: Frank Homann

Es war ein fulminantes kabarettistisches Feuerwerk, das Mike McAlpine und Aydin Isik bei ihrem Gastspiel in der Oberen Burg in Rheinbreitbach zündeten. Mit ihrem Programm „Nord-Süd-Gefälle“ nahmen der gebürtige Engländer und der gebürtige Türke auf einer Reise durch Europa die unterschiedlichen Mentalitäten auf die Schippe.

Im Mittelpunkt des Abends stand dabei die Europäische Union. Was sich bei den Herkunftsländern der beiden natürlich anbietet: Während das Land des einen seit Jahren versucht, in die Staatengemeinschaft aufgenommen zu werden (Aydin: „Ich weiß schon gar nicht mehr, warum. Ist zu lange her!“), hat sich das Land des anderen gerade für den Austritt ausgesprochen.

Fliegender Rollenwechsel

Einer von vielen Gegensätzen, die an diesem Abend in politisch herrlich unkorrekter Manier aufeinander prallen. Dabei merkt man Aydin und Mike an, dass sie auch Schauspieler sind: Innerhalb von Sekunden wechseln sie vom stocksteifen Engländer im Frack zum temperamentvollen spanischen Gitarristen, vom markanten Türken zum nerdigen Maschinenbaustudenten Thomas aus Königswinter.

Als Aydin Mike vorwirft, die Engländer seien auch nicht mehr das, was sie mal waren, führt der stolze Brite Shakespeare ins Feld – es folgt die Balkonszene aus Romeo und Julia, die die beiden nachspielen. In zwei Fassungen: wie es Shakespeare vorsah, mit Aydin in der Rolle der verliebten Julia, und einmal so, wie ein „wahrer Italiener“ Julia begegnet wäre, nämlich – gelinde gesagt – deutlich unverblümter.

Ihre Sketche untermalen die Kabarettisten mit viel Live-Musik. Bei Aydins Ankunft in London wird er vom nasskalten Wetter und von den Beatles begrüßt. Für Mike wird im lauten Istanbul die Europahymne getrommelt, die mit „Somewhere außerhalb der EU“ zu einer traurigen Version wird. Beim Publikum kam der Auftritt hervorragend an. Denn zum einen waren viele der Sketche wirklich komisch und nicht albern, zum anderen erlebten die Besucher echtes gesellschaftskritisches Kabarett. Mike McAlpine und Aydin Isik arbeiten sich nicht nur an den vielen Vorurteilen ab, sondern machen auch den leichtsinnigen Umgang mit Klischees zum Thema, die in Zeiten von Rechtspopulismus wieder hoch im Kurs stehen.

Die beiden Künstler plädierten in der Oberen Burg für ein offenes, kommunikatives und vor allem solidarisches Europa, in dem Andersartigkeit zelebriert wird und Vorurteile abgeschafft werden. Folgerichtig und den Abend zusammenfassend verabschiedete sich das Duo mit dem zur Melodie von Elvis Presleys „Blue Suede Shoes“ gedichteten Lied „Es geht nicht ohne EU“ von ihren begeisterten Zuschauern in Rheinbreitbach.

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