Piratenpartei Hans-Peter König ist neu in der Politik

UNKEL · Auf den ersten Blick sieht Hans-Peter König, 56, im knallorangefarbenen Hemd der Piratenpartei aus wie der Mitarbeiter einer großen Baumarkt-Kette. Aber mit Baumärkten, nein, damit hat König eigentlich so gar nichts am Hut. Vielmehr will er im Wahlkreis 198 für die Piraten in den Bundestag einziehen.

 Auf hoher See? Nicht ganz. Zum GA-Gespräch kam Hans-Peter König nach Unkel - stilecht mit Piratenflagge.

Auf hoher See? Nicht ganz. Zum GA-Gespräch kam Hans-Peter König nach Unkel - stilecht mit Piratenflagge.

Foto: FRANK HOMANN

Wobei: Das mit Berlin ist so eine Sache, so recht daran glauben will der Peterslahrer selbst nicht. "Ich werde nicht nach Berlin gehen, das ist doch wohl klar", sagt König im Gespräch am Unkeler Rheinufer. Er lässt den Satz sacken, wartet einen Moment, dann schiebt er - mit etwas Humor - nach: "Dafür müsste ich Erwin Rüddel und Sabine Bätzing-Lichtenthäler hinter mir lassen. Das Kraut, das ich dafür rauchen müsste, gibt es noch nicht." Punkt.

König ist Realist. Wenn er spricht, sagt er oft "die Großen" oder "die Politiker". Dabei ist er ja jetzt selbst einer. Und beileibe kein Klischee-Exemplar der Piraten, jener Partei, die viele immer noch zuallererst mit dem Internet verbinden. König nutzt es zwar, unter anderem bessert er seine Berufsunfähigkeitsrente mittels eines kleinen Internet-Einzelhandels auf. Aber - Überraschung - ein Smartphone hat er nicht. König besaß mal eins, aber das war ihm zu behäbig, alles dauerte ihm zu lange. Sein aktuelles Handy erinnert nun eher an die 90er Jahre. Er sagt: "Es gibt auch Grüne, die einen dicken BMW fahren, der viel Sprit schluckt." Touché.

Bei der Bundestagswahl 2009 hat König zum ersten Mal die Piraten gewählt, "weil die keinen Mist mit meiner Stimme machen". Anfang 2012 trat er in die Partei ein ("um Flagge zu zeigen"), danach ging es ganz schnell. Er wurde Vorsitzender des Kreises Altenkirchen und jetzt Kandidat für die Bundestagswahl. Und das, so König, sei stressig, nervig und viel mehr Arbeit, als er es sich anfangs vorgestellt habe.

In solchen Momenten merkt man, dass König kein abgezockter Polit-Profi ist. Keiner, der jedes Wort und seine möglichen Konsequenzen bis ins letzte Detail abwägt. Das ermöglicht ein offenes Gespräch, es spricht manchmal mehr der Mensch als der Kandidat. Bei Themen, die ihm wichtig sind, hebt er auch schon mal den Finger oder ballt seine Faust. Seine Augen werden dann kleiner, so als wolle er damit den Fokus noch stärker darauf lenken.

Zu seinen Themen als Politiker sagt der Hobby-Dartspieler: "Soziales, Umwelt, Energie und Bildung." Das hätte auch ein Grünen-Kandidat vermutlich nicht schöner formulieren können, aber "die haben sich damals verkauft, als sie dem Kriegseinsatz der deutschen Truppen zugestimmt haben", so König. Auch zur Windenergie hat der gelernte Elektromaschinenbauer eine klare Meinung: "Große Anlagen halte ich für unsinnig, ich setze eher auf kleine Lösungen, an denen die Bürger beteiligt werden und die ihnen nicht schaden."

König ist wichtig, dass die Menschen sich wieder annähern, "diese Geiz-ist-geil-Mentalität und jeder ist sich selbst der Nächste müssen ein Ende haben". Das hört sich mehr nach Robin Hood an als nach Pirat. Laut König soll unter anderem das Grundeinkommen für jeden Bürger bei der Umsetzung helfen. Königs Worte vermitteln: Der Mann hasst Ungerechtigkeit. Seine Perspektive ist klar: von unten nach oben. "Die Politiker sagen immer: 'Es geht nicht anders, das ist alternativlos.' Aber das stimmt nicht. Die Regierung muss einsehen, dass sie von den Bürgern und nicht von den Banken gewählt worden ist", sagt er. Es sind Sätze, die Bürger gerne hören. Klimpern gehört eben zum Geschäft - selbst für Neulinge.

Am Ende des Gesprächs, nach der Verabschiedung, ruft König noch: "Hoffentlich habe ich heute eine Wählerstimme gewonnen." Dann lacht er. In dem Moment ist er ganz der Wahlkämpfer. Mit Baumärkten hat das definitiv nichts zu tun.

Fünf Fragen

Welche drei Dinge haben Sie immer im Kühlschrank?

Hans-Peter König: Selbst gemachte Marmelade, Butter, Eier.

Welches Buch liegt bei Ihnen auf dem Nachttisch?

König: "Grundeinkommen" von Götz Werner.

Ihr Lieblingsfach in der Schule?

König: Die Pause.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

König: Ich habe mit zwölf Jahren begonnen in der Gastronomie zu arbeiten, unter anderem habe ich gekellnert und gespült.

Ihr letztes Konzert?

König: Mir reicht das Radio.

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