Kosten für Bad in Unkel Förderverein kritisiert Freibad-Gutachten

UNKEL · Der Ton wird rauer im Zwist um das Freibad Unkel. Die Vorsitzende des Fördervereins, Katja Lorenzini, hat erzürnt auf die am Dienstag präsentierten Gutachten reagiert und dem von der Verbandsgemeinde Unkel beauftragten Unternehmen "handwerkliche Schnitzer" vorgeworfen.

Der Gutachter selbst, Dirk Osterhoff, konterte die Kritik: "Die Kalkulation des Fördervereins ist naiv und unseriös." Das Bürgerbegehren sei unzulässig, gab Bürgermeister Karsten Fehr am Dienstag bekannt. Grund dafür seien zwei voneinander unabhängige Gutachten, die belegen, dass die Kosten für den Bäderbetrieb nicht gedeckt seien. Sie gehen in den ersten fünf Jahren von einem Jahresverlust von mindestens 50 000 Euro aus. Das Risiko, dass die Bürgschaft in der 25-jährigen Laufzeit fällig wird, sei demnach sehr hoch. Dieses Gutachten hat Lorenzini nun kritisiert. In ihrer Kritik geht es um folgende Punkte:

  • Besucherzahlen: Das Gutachten geht statt von 23 000 Schwimmbadbesuchen pro Jahr von 20 000 aus, sowie statt von 2,90 Euro pro Tageskarte von zwei Euro. Dirk Osterhoff, der für die Uwe Laib KomConsulting GmbH das Gutachten durchführte, erklärte dies auf GA-Nachfrage wie folgt: "Die Attraktivität eines Freibades, das nichts außer ein Schwimmbecken bietet, lässt 2,90 Euro nicht zu. Das ist unseriös." Zudem würden viele Besucher eine Saisonkarte kaufen. Der einzelne Besuch würde so weit weniger als zwei Euro in die Kasse des Fördervereins spülen. "Wir waren mit unserer Rechnung sogar positiv mutig", sagte Osterhoff.
  • Personal: Vom 15. Mai bis zum 31. August stellt die Verbandsgemeinde eine Fachkraft kostenlos zur Verfügung. Davor und danach sollen Ehrenamtliche die Wasseraufsicht übernehmen. Kosten sind dafür im Finanzplan nicht vorgesehen. "Das ist kaum umsetzbar", sagt Dirk Osterhoff. Die VG Unkel als Eigentümerin der Anlage ist verantwortlich für die Verkehrssicherungs- und Organisationspflicht. "Kommt es zum Schadensfall, wird Bürgermeister Fehr persönlich haftbar", so Osterhoff. Eine Fachkraft ist demnach jederzeit Voraussetzung, um das Bad zu betreiben.
  • Kioskbetrieb: Für den Betrieb des Kiosk hat der Förderverein mit einer jährlichen Pachteinnahme von 7000 Euro berechnet. Der Gutachter hat dies mit 1500 Euro veranschlagt. Er halte mehr nicht für realistisch, zumal der Kiosk zunächst saniert werden müsse, um den Hygienevorschriften zu genügen. Doch für diese Sanierung ist im Finanzplan des Fördervereins kein Geld vorhanden. "Niemand investiert viel Geld, um danach eine sehr hohe Pacht zu zahlen. Das ist in höchstem Maße naiv", sagt Osterhoff, der selbst einige Bäder betreibt. Lorenzini hält dagegen: Es gebe einen Interessenten. "Diesen muss sie dann aber auch benennen. Sonst können wir das nicht einbeziehen", so Osterhoff.
  • Verkaufswert: Dies ist einer der Knackpunkte. Der Förderverein hatte in seiner Kostendeckung vorgeschlagen, das Grundstück samt des neu erschaffenen Wertes zu verkaufen und damit die fällige Bürgschaft zu bezahlen. Sie rechnen mit einem Wert von bis zu 720 000 Euro.

Für Osterhoff ist das Grundstück im Überschwemmungsgebiet wertlos. "Der einzige, der an so einem Grundstück mit saniertem Schwimmbecken Interesse hat, ist ein Badbetreiber. Aber welcher Badbetreiber kauft ein defizitäres Schwimmbad?", sagt der Gutachter. Wer darauf etwas anderes plane, müsse die Abrisskosten einberechnen. Lorenzini nimmt dies süffisant entgegen: "Das Gelände ist einen Euro wert? Dann kaufe ich es."

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