100. Geburtstag Eine Brille braucht er bis heute nicht

UNKEL · Normalerweise hätte Peter Scharfenstein auch diese Weltmeisterschaft am Fernsehapparat verfolgt. Aber die Übertragungen aus Brasilien passten nicht zum Rhythmus des Fußball-Fans. Er geht gern ganz früh schlafen und steht um fünf Uhr auf.

 Rüstig auch mit 100 Jahren: Peter Scharfenstein empfängt Gratulanten, darunter den Unkeler Stadtbürgermeister Gerhard Hausen (rechts).

Rüstig auch mit 100 Jahren: Peter Scharfenstein empfängt Gratulanten, darunter den Unkeler Stadtbürgermeister Gerhard Hausen (rechts).

Foto: Frank Homann

So versäumte er nicht nur das Finale am Sonntagabend, sondern auch die Partie Niederlande gegen Brasilien. Aber am Samstag war ohnehin Peter Scharfenstein der Held auf dem Platz. Er vollendete sein 100. Lebensjahr im Christinenstift.

Heinz Schmitz, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Unkel, kam zur Gratulationscour und überbrachte auch Geburtstagspost von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landrat Rainer Kaul. Unkels Stadtbürgermeister Gerhard Hausen war dabei. Und Willi Knopp, Ortsbürgermeister von Sankt Katharinen, sagte: "Ich kannte Sie schon als kleiner Junge. Viele erinnern sich sehr gut und gern an Sie."

Seit 1998 lebt Peter Scharfenstein mit seiner Schwester Anna (95) im Altenheim Christinenstift. Am 12. Juli 1914 wurde er als Frühchen in Lorscheid geboren. Seine ersten Lebensjahre fielen in die schwere Zeit des Ersten Weltkriegs und der folgenden Inflation. Vier Kinder hatte die Mutter zu versorgen. Der kleine Peter besuchte die Volksschule. Als er nach dem Abschluss nicht sofort eine Beschäftigung fand, half er in der elterlichen Landwirtschaft.

Ab 1938 arbeitete er 18 Jahre lang für die "Basalt" in Linz, danach für Mannesmann, ab 1964 in der Firma Lepper in Bad Honnef. Und schließlich stand er bis zum Ruhestand am Fließband der Firma Rabenhorst. War dort Not am Mann, wurde er auch als Rentner gern als Aushilfe geholt. Kam er abends nach Hause, bereitete ihm seine Schwester Anna seine heiß geliebte Pfanne Bratkartoffeln zu.

Nach dem Tod der Eltern waren Bruder und Schwestern zusammengezogen und sind bis heute ein eingeschworenes Team. Als Anna Scharfenstein aus gesundheitlichen Gründen den Haushalt nicht mehr führen konnte, gingen sie gemeinsam ins Christinenstift, wo sie sich sehr wohlfühlen. Die Gartenpflege war früher Peter Scharfensteins Leidenschaft. Ein großes Hobby ist der Fußball. "Ich habe aber immer nur zugesehen", erzählt der rüstige alte Herr. Er besuchte alle Heimspiele des Fußballclubs Sankt Katharinen und verpasste kaum ein Auswärtsspiel. Heute verfolgt er das Geschehen auf dem Fußballplatz und in der Welt nur noch in der Zeitung - und das ohne Brille. Peter Scharfenstein braucht auch keine Medikamente. Täglich dreht er seine Runde durch Unkel. Seine optimistische Lebenseinstellung hat er sich bis heute erhalten. Auf seinen 100. hatte er sich sehr gefreut und genoss sichtlich Gratulationscour und die Feier mit Familie und Freunden.

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