1050 Jahre Dollendorf Dullendorp – vor allem liebenswert

DOLLENDORF · Seit wann gibt es eigentlich den „echten“ Dullendorper? Seit 966, als ihm sozusagen der kaiserliche Stempel von Otto I. „aufgedrückt“ wurde? Vor genau 1050 Jahren jedenfalls wurde die Existenz des Ortes Dollendorf erstmals schriftlich bezeugt.

 Historische Ansicht: Das Weingut Bredershof in Niederdollendorf zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 1966.

Historische Ansicht: Das Weingut Bredershof in Niederdollendorf zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 1966.

Foto: Virtuelles Brückenhofmuseum

Und das gibt den Anlass für ein großes, gemeinsames Jubiläumsfest der Ober- und Niederdollendorfer am 25. und 26. Juni.

„Dullendorp in pago Auelgowie in comitatu Eberhardi“ heißt es in der von Otto dem Großen unterzeichneten Vertragsurkunde mit Herrscher-Monogramm. Am 17. Januar 966 hatte der Kaiser mit dem Vollziehungsstrich dem Signum Gültigkeit verliehen. Es war nicht gerade wenig, was dem Schriftstück gemäß ein gewisser Graf Immo seinerzeit dem Aachener Münsterstift aus seinem Eigentum übertragen hatte.

Im Auelgau in der Grafschaft Eberhards war das neben Limperich, Ramersdorf, (Rhein)breitbach und Zissendorf eben auch Dollendorf – „und zwar mit allem, was zu diesen Orten gehört, mit Höfen, Gebäuden, Hörigen, bebauten und unbebauten Äckern, Weinbergen, Gewässern und Wasserläufen, Mühlen, Fischereien, Wiesen, Weiden, Wäldern, Ausgaben und Einkünften und mit allen Nutzungen“.

Die „Dullendorper“ waren eben schon wer zu diesem Zeitpunkt. Das ist sogar in Stein gemeißelt überliefert: Der fränkische Grabstein von Niederdollendorf ist um etwa 300 Jahre älter als die von Otto I. bezeugte Urkunde. Im Jahr 1901 wurde der Grabstein bei Schachtarbeiten für die Heisterbacher Talbahn im Flurbereich Auf der Greelshecke – heute BMW-Haus – entdeckt. Überraschung: Die Stele aus der Merowingerzeit, die zu den bedeutendsten Stücken im Bonner Landesmuseum zählt, wird zum Jubiläum als Nachbildung gestiftet und vor der evangelischen Kirche aufgestellt.

Auf ihr zu sehen ist ein bärtiger Krieger mit fränkischem Kurzschwert, dem Sax. Und: Er kämmt sich. Das volle Haar galt als Zeichen der Lebenskraft und der persönlichen Freiheit. Auf der Rückseite trägt der Stein die älteste bekannte germanische Darstellung Christi. Der christliche Glaube gewann zu dieser Zeit bei den fränkischen Siedlern immer stärker an Bedeutung, wenngleich die Bevölkerung vom heidnischen Brauchtum noch nicht ganz lassen konnte.

Die Kölner Franken bevorzugten für ihre Niederlassungen Namen mit den Endungen „-heim“ und „-dorf“, wie eben auch bei Dollendorf. Aber: Die Franken waren nicht die ersten Bewohner im „Jubiläumsgebiet Dullendorp“. 1879 wurde auf dem Petersberg eine Fliehburg wohl keltischen Ursprungs aus dem 1. Jahrhundert vor Christus entdeckt. Bei den Grabungen 1936 fanden sich in der jüngeren Schicht eine fränkische Riemenzunge und ein Pressmodel aus dem 7. Jahrhundert nach Christus.

Bedeutung

In der Siedlung am Fuße des Petersbergs vermischten sich Kelten, Franken und auch Bevölkerungsreste aus römischer Zeit. Mit den Franken kam dann auch verstärkt die Viehzucht zum Ackerbau der Kelten hinzu. An den Wasserläufen gab es gute Weiden. Auf den Feldern wuchsen verschiedene Getreidesorten, außerdem Erbsen, Bohnen und Linsen sowie Rüben und Möhren als Hackfrüchte. Nach römischem Vorbild legten die „Dullendorper“ Obstbaumgärten und Wingerte an, später schauten sie sich von den Mönchen des Klosters Heisterbach ab, wie man eine ertragsreichere Obstzucht betreibt. Der Rheinstrom versorgte sie mit Fischen und ermöglichte Handel. Die Schifffahrt blühte.

In einer Urkunde von 1144 ist dann erstmals die Trennung in Ober- und Niederdollendorf schwarz auf weiß überliefert. Heute sind die beiden Ortsteile baulich eng zusammengewachsen. Vor mehr als 1000 Jahren vermittelten wohl die Häuser der Schiffer und Fischer am Feldbach als Hauptverbindungsstrecke zwischen den beiden Siedlungen den Eindruck eines einheitlichen Dorfes.

Über die Jahrhunderte legten die Dullendorper eine bemerkenswerte Entwicklung hin – sie litten unter Kriegen und Herrschern, entwickelten ein vielfältiges Handwerk und später Industrie, sie bauen noch immer Wein an den sonnigen Hängen an. Geblieben sind auch schmucke bauliche Relikte wie die beiden Chorturm-Kirchen von Ober- und Niederdollendorf oder die Fachwerkgebäude des idyllischen Winzerdorfes Oberdollendorf und des früheren Schifferdorfes Niederdollendorf, aber auch ein reiches, über Jahrhunderte hinweg gepflegtes Brauchtum. Und vor allem sind es liebenswerte Menschen, diese „Dullendorper“.

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