Amtszeit von Josef Rüddel Der Aufstieg Wirtgens war der Aufstieg Windhagens

Windhagen · In Rüddels Amtszeit hat sich der Ort von einer armen in eine reiche Gemeinde verwandelt. Und alles begann an seinem Esstisch.

 Für ein Foto dieser Art bedarf es sonst hoher Genehmigungshürden. Josef Rüddel aber ist beim Weltkonzern Wirtgen gern gesehen.

Für ein Foto dieser Art bedarf es sonst hoher Genehmigungshürden. Josef Rüddel aber ist beim Weltkonzern Wirtgen gern gesehen.

Foto: Frank Homann

Begeben wir uns auf eine Zeitreise. Versetzen wir uns in das Jahr 1963, als selbst Bürgermeister kein Telefon hatten. Wie sah die Gemeinde aus, in der Sie plötzlich Chef waren?
Josef Rüddel: Es war eine arme 1200-Seelen-Gemeinde, ohne geteerte Straßen, ohne Kanalisation, ohne Arbeitsplätze. Andere Dörfer hatten immerhin einen Steinbruch. Wir hatten nichts.

Und wie ist es heute?
Rüddel: Heute leben hier 4300 Einwohner, wir haben ein Haushaltsvolumen in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro und sind seit 20 Jahren schuldenfrei. Windhagen hat ein Vier-Sterne-Hotel, einen Golfplatz und mit dem Forum eine Veranstaltungshalle, in die 1000 Leute passen.

All das war dank weltweit agierender Unternehmen - allen voran dem Baumaschinenhersteller Wirtgen - möglich. Wie kam es zu der Ansiedlung?
Rüddel: Mit Filmhersteller Agfa fing alles an. Das war unser persönliches Weltwunder. Ich erinnere mich noch gut, wie Wirtgen-Gründer Reinhard hier an meinem Esstisch saß und fragte, ob ich ein Grundstück für ihn hätte. Er suche eines für eine Halle, nicht größer als 3000 Quadratmeter. Ich hatte nur eines mit 6000 Quadratmetern. Er sagte erzürnt: "Ich bin doch nicht Millionär! Wie soll ich das bezahlen?" Mittlerweile hat Wirtgen 27.000 Quadratmeter Fläche und macht etwa 2,3 Milliarden Euro Jahresumsatz.

Wie kommt es, dass Windhagen so ein Magnet für Großunternehmen ist?
Rüddel: Viele Nachbarn blicken neidisch zu uns und behaupten, es läge an der guten Autobahn-Anbindung. Doch diese haben viele. Uns eilt der Ruf voraus, alles möglich zu machen. Ich kenne viele Menschen. Dieser Bekanntheitsgrad ist hilfreich. Inzwischen heißt es: "Ruf den Bürgermeister an. Der Mann hat für alle was!"

Und eben dieser Mann denkt stets an seine Gemeinde. Selbst beim Papst. Was haben Sie sich von ihm gewünscht?
Rüddel: Ja, ich durfte Papst Benedikt XVI. besuchen, hatte aber keine Audienz, so dass nur sehr wenig Zeit blieb. Ich wünschte mir zehn Jahre gutes Wetter beim Windhagener Marathon. Fünf Jahre ist es auch gut gegangen. Doch im Vorjahr regnete es.

Das ist beruhigend für Ihren Nachfolger, den es irgendwann dann doch geben wird: Er hat noch Luft nach oben.
Rüddel: (lacht) Mein Nachfolger muss nur aufpassen, dass alles so bleibt wie es ist. Alle wollen etwas vom Kuchen abhaben, der Kreis, die Firmen. Derzeit gibt es so gut wie keine Freiflächen mehr für Gewerbe - höchstens in Ausnahmefällen. Wir wollen ja nicht, dass uns irgendwer nach Bad Honnef flüchtet.

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