Bundesumweltminister in Erpel Altmaier als Mann des Volkes

ERPEL · Ein Mann des Volkes versteht es, dieses zu erheitern. "Ich bin nicht der gefragteste und auch nicht der wichtigste, aber sehr wohl der gewichtigste Bundesminister. Darauf bilde ich mir was ein, denn das ist harte Arbeit", posaunt der dickleibige Mann, der Peter Altmaier ist, selbstironisch ins Mikrofon. Der Bürgersaal Erpel versinkt in schallendem Gelächter. Es ist lauter als sonst, weil es voller ist als sonst: 250 Zuhörern kamen zu den Erpeler Neujahrsgesprächen.

 Hoher Besuch: Bundesumweltminister Peter Altmaier im Schlepptau von Gisela Stahl und MdB Erwin Rüddel.

Hoher Besuch: Bundesumweltminister Peter Altmaier im Schlepptau von Gisela Stahl und MdB Erwin Rüddel.

Foto: Homann

Wen mag das wundern, hatte sich zum Erpeler CDU-Neujahrsgespräch am Montag schließlich nicht nur auf der Waage ein optisches Schwergewicht angesagt. Längst haftet dem Bundesumweltminister, der die Energiewende voranbringen soll, dieses Prädikat auch politisch an.

90 Minuten nimmt sich Altmaier Zeit, eben noch Düsseldorf, später Berlin. Und jetzt Erpel. "Ganz ohne Honorar", wie Gisela Stahl, Vorsitzende der CDU Erpel, stolz verkündet. Altmaier war als Abgeordneter ihr Chef. Der persönliche Kontakt ist nie abgebrochen. Anders wäre es auch kaum denkbar gewesen, Altmaier nach 2002 erneut zum Neujahrsgespräch zu holen. Schon gar nicht als Bundesminister. Schon gar nicht jetzt, wo sein Terminkalender aus allen Nähten platzt.

Natürlich geht es um Windenergie, um jene Räder, die auch in der Höhenlage Asberg auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Erpel wie 141 Meter lange Spargelstangen aus dem Boden schießen sollen.

Ein Mann des Volkes versteht es, seine Sorgen zu nehmen. "Von meinen Grünen-Freunden habe ich gelernt, Entscheidungen immer mit den Bürgern zu treffen. Wir können es uns leisten, darüber zu diskutieren, wo die Windräder hinkommen und wo nicht", sagt Altmaier. Donnernder Applaus. Aber Peter Altmaier ist nicht nur ein Mann des Volkes, sondern auch ein Mann der Politik, dem es gelingt, die lokal hitzig geführte Debatte zu umschiffen. Noch während der Saal ausgelassen klatscht, unterbricht Altmaier: "Ich sage nicht überall, wo ich rede, was sie hören wollen. Ich kann mich nicht zu jedem Projekt äußern." Auch nicht in Erpel. Das Verständnis ist groß, die Hoffnung aber auch. In beiden Lagern.

Ein Mann des Volkes versteht es, dieses mitzureißen. "Es geht nicht um Umweltschutz oder Wohlstand, sondern um Umweltschutz und Wohlstand", betont der Bundesminister. Deutschland habe die Computertechnik verschlafen. Nun habe man die Chance, mit Kreativität und Erfindungsreichtum voranzugehen und eine Technik zu entwickeln, die diesen Wohlstand mindestens 30 Jahre sichern werde, so Altmaier. Zudem könne man die Stromverteuerung der letzten drei Jahre - beim Bürger um 20 Prozent, bei Gewerbetreibenden um 25 Prozent - so stoppen. "Wir brauchen dafür einen nationalen Ausbauplan", sagt Altmaier, und erntet dafür Applaus. Dieser werde aber noch ein Jahr auf sich warten lassen. Die Bundesländer hätten zwar ihre Bereitschaft erklärt, doch die Bundestagswahl sei nicht förderlich für eine zügige Übereinkunft.

Apropos Wahlkampf: Er wolle keine Wahlkampfrhetorik verwenden, verspricht Altmaier. Und doch gelingt es ihm nicht, darauf zu verzichten. "Nicht die Energiewende ist das Problem, sondern wie bisher damit umgegangen wurde", frotzelt Altmaier gen Vorgängern, zu denen auch Norbert Röttgen zählt, der ja bekanntlich im nur wenige Kilometer entfernten Königswinter lebt und dessen Wahlkreis unter anderem das Siebengebirge ist. In Röttgens Kerngebiet gewinnt Altmaier die Herzen. Als er nach 90 Minuten den Bürgersaal verlässt, keimt wieder Applaus auf. Die 250 Zuhörer sind mit ihm zufrieden. Weil sie ihm abnehmen, was er sagt. "Weil er die Bodenhaftung nicht verloren hat", sagt Stahl über diesen Mann des Volkes.

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