Neue Löwen Alte Erpeler Ratskrüge restauriert

ERPEL · Die Zinngefäße aus dem 17. Jahrhundert kehren in den Ratssaal der Gemeinde zurück: Auf den Klappdeckeln prangen wieder die Löwenfiguren, die jahrzehntelang gefehlt hatten. Die Restaurierung hat die Margret-und-Gregor-Noll-Stiftung finanziert.

 Sie sind wieder da (v.l.): Cilly Adenauer, Gregor Noll, Günter Hirzmann und Heribert Siebertz mit den restaurierten Ratskrügen.

Sie sind wieder da (v.l.): Cilly Adenauer, Gregor Noll, Günter Hirzmann und Heribert Siebertz mit den restaurierten Ratskrügen.

Foto: Frank Homann

Wenn der Erpeler Gemeinderat tagt, stehen sie auf dem langen Tisch im Sitzungssaal. Nur in den letzten Wochen der vergangenen Legislaturperiode fehlten die bauchigen Ratskrüge aus dem 17. Jahrhundert – sie wurden restauriert. Denn nur einer von ihnen befand sich im Originalzustand mit einer Löwenfigur und dem Schild mit der Jahreszahl 1691 auf dem Klappdeckel. Jetzt sind die Prunkstücke wieder komplett.

„Dank der finanziellen Unterstützung durch die Margret-und-Gregor-Noll-Stiftung und des Arbeitskreises Erpeler Vereine konnten wir die Ratskrüge in ihren ursprünglichen Zustand versetzen lassen“, freuten sich Bürgermeisterin Cilly Adenauer und ihr designierter Nachfolger, Günter Hirzmann, als sie nun die wiederhergestellten Krüge vorstellten.

Figuren gingen wohl im Krieg verloren

Die Vorgeschichte erzählte Heribert Siebertz bei der Präsentation: Anlässlich der Kür von Daniela Schwager zur Mittelrhein-Weinkönigin vor zwei Jahren habe er für eine Ausstellung im Neutor einen Ratskrug geliehen, „natürlich den mit dem Löwen“.

Damals sei Cilly Adenauer erstmals aufgefallen, dass die übrigen Krüge keine Figuren auf dem Deckel hatten. Vermutlich seien diese während der Kriegsereignisse verloren gegangen. Die Restaurierung der Zinnkrüge konnte die Gemeinde aber nicht finanzieren. Da habe er die Stiftung um Hilfe gebeten. Er gewann auch die Vereine als Sponsoren.

Elektromeister Siebertz, dessen Einfallsreichtum nicht erst seit seinem Engagement bei der Renovierung des Neutors in Erpel legendär ist, kümmerte sich. Die Handwerkskammer von Herrstein im Hunsrück habe ihn zunächst an Metallrestauratoren in Vallendar verwiesen, berichtete er. Diese bearbeiten aber nur Gold und Silber, wie sich herausstellte.

Sie gaben ihm jedoch den Tipp, in der Zinngießerei Schreiner in Nabburg nahe der tschechischen Grenze nachzufragen. Nachdem er der Gießerei Fotos des intakten Weinkruges geschickt hatte, erklärte sich die Gießerei bereit, für 500 Euro drei Krüge wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Ein Krug sollte auf Vorschlag von Stiftungsvorstand Gregor Noll unrestauriert bleiben.

Im Frühjahr brachte Siebertz die guten Stücke persönlich in die Oberpfalz, weil „es mir zu heikel war, sie mit der Post zu verschicken“. Da habe er noch geglaubt, nach zwei Tagen mit den restaurierten Ratskrügen heimfahren zu können.

Jeder Krug hat fünf Kilo Leergewicht

Allerdings war es den Experten in der Gießerei unmöglich, binnen dieser Zeit die Deckelfigur vom intakten Gefäß vorsichtig abzutrennen, einen Silikonabdruck von dem Löwen mit dem Jahresschild zu nehmen, eine Negativform für den Guss neuer Figuren herzustellen und die drei Krüge zu vervollständigen.

Siebertz kehrte also ohne Krüge nach Erpel zurück. Und da er die 600 Kilometer nicht noch einmal auf sich nehmen wollte, ließ er die vier Krüge und einen Ersatzlöwen in zwei Paketen zurückschicken. Man müsse schon sehr genau hinsehen, um die drei sanierten Weinkrüge von dem im Originalzustand zu unterscheiden, freute sich Gregor Noll.

Wein habe man früher aus den Zinngefäßen wohl kaum getrunken, meinte Siebertz. Immerhin wiegen die zweieinhalb Liter fassenden Krüge schon ohne Inhalt fünf Kilo.

Künftig werden die Ratskrüge wieder repräsentativ im Ratssaal prangen – zumindest vier der fünf. Denn einen, das signalisierte Hirzmann als künftiger Bürgermeister, solle Siebertz als Dauerleihgabe für sein Museum im Neutor bekommen.

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