Rheinbreitbacher Gesangverein gibt letztes Konzert Abschied beim Mundartabend

RHEINBREITBACH · Der Männerchor bestand nur noch aus 16 Sängern, jetzt ist ihr letztes Lied verklungen: Der vor 168 Jahren gegründete Männergesangverein Concordia Rheinbreitbach trat auf Einladung des Heimatvereins zum letzten Mal auf.

 Krätzjer tragen Hermann Hertling (vorne), Herbert Baumann, Josef Schneider und Ferdinand Eberweiser vor.

Krätzjer tragen Hermann Hertling (vorne), Herbert Baumann, Josef Schneider und Ferdinand Eberweiser vor.

Foto: Frank Homann

Vergnügliche Krätzjer und ein bisschen Wehmut: Das war die Mischung beim Mundartabend des Heimatvereins Rheinbreitbach im Burghotel AdSion. Denn eine 168-jährige Geschichte geht zu Ende. Der MGV Concordia Rheinbreitbach, der sich in den vergangenen sieben Jahren bereits mit dem MGV Cäcilia Bruchhausen zusammengetan hatte, trat unter der Leitung von Dirigent Marcel Raimund Engels zum letzten Mal auf die Bühne. Alle 16 Sänger waren gekommen und begeisterten mit Liedern wie „En unserm Veedel“, „Dat Wasser vun Kölle“, der Schusterjungen-Polka und dem Kölschen Fiakerleed. Das Publikum klatschte im Takt und spendete am Ende dem 1848 gegründeten Männergesangverein Beifall im Stehen.

Abschied tut weh

Und nachdem dann berühmte Opernsänger angekündigt wurden, die ein Gastspiel in der Mailänder Scala zugunsten eines Auftritts in Rheinbreitbach abgesagt hätten, zogen die Herren doch noch einmal auf die Bühne – in Sträflingskleidung, um das Stück „Der kölsche Gefangenenchor“ der Höhner zu singen: „Die Karawane zieht weiter …“ Die Besucher waren hingerissen. MGV-Vorsitzender Jürgen Schneider sagte: „Es tut mir in der Seele weh. Ich muss den Chor nun abwickeln, das ist sehr schmerzhaft.“

Mit 16 hatte der jetzt 68-Jährige seine Sangeskarriere begonnen, war immer der jüngste Sänger. Die Concordia, einst von Bergarbeitern gegründet, hatte das Problem so vieler Männerchöre – der jugendliche Nachwuchs blieb aus. Schneider: „Die Zeiten haben sich geändert. Unser Altersdurchschnitt liegt bei über 80.“ Die Überlegung, sich einem Chor in der Nachbarschaft anzuschließen, wurde aus Altersgründen nicht weiter verfolgt. Schneider, der jahrzehntelang den Chor anführte, will sich nach Unkel oder Bad Honnef orientieren. Ohne Gesang würde ihm etwas fehlen – und Rheinbreitbach wird der MGV Concordia abgehen. Aber auch, wenn der Mundartabend der offiziell letzte Einsatz war: Beim Altenfest in Bruchhausen, also auf Heimatboden, sind die Sänger noch einmal aktiv.

Versprechen müssen gehalten werden

Den Auftakt machte an diesem Abend der Urkölner Hermann Hertling, der 50 Jahre lang in einem Mundarttheater in Köln aktiv war und jetzt noch als „Verzällches-Mann“ auf den Bühnen steht. Seine Geschichten waren urkomisch. Und als Christa Scharfenstein, die Organisatorin des Mundartabends „mahnte“, die Geschichte mit dem Weihnachtsbaum habe er ihr versprochen, lieferte Hertling auch dieses humorvolle Stück über den Weihnachtsbaumkauf zweier Herren, die das Geld lieber in Glühwein steckten. Immer wieder spickten Herbert Baumann, Josef Schneider und Ferdinand Eberweiser den Auftritt Hertlings mit passenden Liedern. So sangen sie zum Text „Der Hus-Maskenball“ die Lieder „Die Wienands haben Has in Pott“ oder „Wunderbar, wunderbar“. Der Saal kam in Schunkellaune.

Der Arzt verschrieb ihm eine neue Frau

Auch zwei Sketche wurden geboten. Marlene Rother absolvierte mit ihrem „Ehemann“ Hermann-Josef Becker einen Arztbesuch. Den Herrn Doktor mimte Bernhard Wierig. Und die resolute Gattin wunderte sich über das Rezept, das ihr Mann erhielt: Der Arzt verschrieb ihm eine neue Frau. Zum Kochduell traten Sonja und Jürgen Frericks sowie Marion Heinrich an. Den Whisky, den Rosamunde Wackelpudding und Frau Pfefferkorn für ihre Rezepte benötigten, schluckten sie dann aber lieber selber. Manfred Lohr gefiel dann noch mit dem Gedicht „Die Wittfrau Möck“, die gern wissen wollte, ob „ihre kurz verstorwene Chres och im Himmel es“. Heimatvereinsvorsitzender Dankward Heinrich dankte allen Akteuren mit dem neuen Buch über den Rheinbreitbacher Malerwinkel. Und das erhielt auch das 400. Mitglied, das an diesem Abend aufgenommen wurde: Edith Knoop.

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