Sinziger Karnevalisten Zwei Portugiesen erobern als Prinzenpaar die Herzen

SINZIG · Während der Karnevalsklassiker "Denn wenn et Trömmelche jeiht" den Saal erfüllt, winkt das Prinzenpaar dem jubelnden Narrenvolk zu. Die Prinzessin wirft begeistert gelbe Rosen in die Menge.

 Einzug in den Saal im vollen Ornat: Prinz und Prinzessin kommen aus Portugal.

Einzug in den Saal im vollen Ornat: Prinz und Prinzessin kommen aus Portugal.

Foto: Martin Gausmann

Ein Einmarsch der Tollitäten, wie er im Rheinland in diesen Tagen tausendfach zu erleben ist. In Sinzig war dieses Ereignis am Samstagabend jedoch etwas ganz Besonderes. Denn mit Prinz Adreano I. und Sentiaca Fernanda I. Da Cunha bejubelten die Jecken das erste portugiesische Prinzenpaar in der Geschichte des Sinziger Karnevals.

Bereits eine Stunde vor Partybeginn sind im Portugiesischen Zentrum Spannung und Vorfreude auf den Abend deutlich zu spüren. "Wir sind stolz, dass unser Verein in diesem Jahr das Prinzenpaar stellt. Vor zehn Jahren wäre das wohl noch undenkbar gewesen", meint Jose Luis Coelho, während er sich seine Pfeife stopft. Doch viel Zeit zum Rauchen bleibt ihm nicht. Denn für den Prinzenball gilt es, sich in Schale zu werfen.

Spätestens als das Prinzenpaar von den Sinziger Stadtsoldaten in den Saal geleitet wird, ist nicht mehr zu übersehen, dass sich der rheinische Karneval und Lebensfreude portugiesischer Prägung zu einer unschlagbaren Melange zusammengefunden haben.

Nachdem Kinderprinz Julian II. Sauer die Jecken mit einem gekonnten "Boa noite" und Prinz Adreano den Besuchern ein formvollendetes "Alaaf, leev Fastelovendsjecke" zugerufen hat, wird zum kölschen Evergreen "Eimol Prinz zo sin" kräftig geschunkelt, bevor im nächsten Moment zu brasilianischen Rhythmen die Hüften geschwungen werden.

Im Saal duftet es nach maritimen Köstlichkeiten: Pastéis de Bacalhau (Stockfischkroketten), Rissóis de Camarão (Teigtaschen mit Garnelenfüllung), Muslitos (panierte Krebspfoten) und Bifanas (Schweinefleisch im Brötchen) locken ebenso wie die gute alte Bockwurst. Und portugiesischer Rotwein ist an diesem Abend ebenso beliebt wie Kölsch.

Für Unterhaltung sorgen die Showtanzgruppe der Stadtsoldaten mit ihrer aktuellen "Robin Hood"-Nummer und das Duo "Rudi & Tünn". Zur Freude des Prinzenpaares hat Tochter Nadine, die in der Kripper Prinzengarde tanzt, mit ihrer Truppe einen exklusiven Auftritt auf die Beine gestellt. Und das Sinziger "Trio Cabrita" um Armindo Cabrita beweist eindrucksvoll, dass es das rheinische Liedgut ebenso beherrscht wie lateinamerikanische Rhythmen.

Sichtlich gerührt von der ausgelassenen Stimmung bei ihrem Heimspiel verrät die Prinzessin, dass "der Abend in meinem zweiten Zuhause ein ganz besonderer Tag für mich ist". Während sich die sympathische Narrenherrscherin seit nunmehr 36 Jahren in Sinzig heimisch fühlt, lebt ihr Mann gar seit 41 Jahren in der Barbarossastadt: "Ich wollte schon als Kind Prinz werden." Dabei bedurfte es eines "Machtwortes" von Fernandas Mutter Maria Rosa, bevor die beiden der KG endgültig grünes Licht gegeben haben.

Schon jetzt schwärmen die zwei Portugiesen von einer "traumhaften Session". "Manchmal ist es schon ein bisschen stressig, aber wenn man mit dem Herzen dabei ist, spürt man das nicht", sagt die stets strahlende Sentiaca Fernanda. Dem Veilchendienstagszug am 4. März sehen die beiden allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. "Einerseits ist es der Sessionshöhepunkt, andererseits ist dann aber alles auch schon wieder vorbei", weiß der Prinz.

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