Sinziger Ballettschule "Tanzahrt" Wenn Bilder lebendig werden

SINZIG · "Im Museum" lautete der Titel des zweiten großen Programms, das Nicole Faust von der Sinziger Ballettschule "Tanzahrt" im voll besetzten Helenensaal mit mehr als 60 Tänzerinnen auf die Bühne brachte.

 Tänzerinnen mit Melone: Die Ballettschülerinnen werden so Teil des im HIntergrund projizierten Magritte-Bildes.

Tänzerinnen mit Melone: Die Ballettschülerinnen werden so Teil des im HIntergrund projizierten Magritte-Bildes.

Foto: Aktipplan.de

Es wurde kein Handlungsballett geboten, in dem eine Geschichte erzählt wurde, sondern der Zuschauer war gefordert, die Geschichte in seinem Kopf entstehen zu lassen. Denn was er zu sehen bekam, waren Bilder einer Ausstellung und parallel getanzte Bilder - der Tanz machte die Bilder im Museum lebendig in den Augen des Betrachters.

Alle Choreografien, für die die Schülerinnen neun Monate probten, stammen von Nicole Faust, unterstützt von ihren Kollegen Nicole Brungs und Nino Herrscher sowie der Praktikantin und Tänzerin Alessa Stuber. Stilistisch gesehen scheint Faust keine Berührungsängste zu kennen, die Musik reichte von der Wiener Klassik über Techno bis zum Rap und der Tanzstil vom Spitzentanz bis zum Street- und Jazz-Dance.

Der Rundgang durchs Museum begann bei einem Bild von Pieter Bruegel, für das die noch sehr jungen Tänzerinnen und der einzige Tänzer gleichsam aus dem Bild heraustraten und die ländliche Szene spielerisch tanzend nachempfanden. Dort konnte man schon ein durchgängiges choreografisches Element beobachten: Die Tänzer vermischten sich mit den Bildern.

Sie wurden von der Lichttechnik von vorne angestrahlt. Die Schatten wirkten doppelt so groß wie die realen Tänzer und tanzten mit. Zum anderen wurden auch die Bilder durch die Tänzerinnen hindurchprojiziert, so dass die Körper Teil der Leinwand wurden. Die dadurch erzielten Effekte hinterließen beim Publikum einen starken Eindruck.

Sehr gut konnte man das bei den berühmten Bildern von René Magritte ausmachen: Entsprechend den Männern mit Melone traten die Tänzerinnen mit der markanten Kopfbedeckung auf, wurden dadurch sowohl Teil des Bildes als auch dessen Interpreten.

Von den 13 Programmpunkten ist noch "Hamlet" erwähnenswert. Zum gleichnamigen Rap der Wyse Guys hatte Faust mit ihren Schülerinnen eine packende Choreografie entwickelt. Am Schluss stand "Guernica" von Pablo Picasso, das den Schrecken des Krieges und die Sehnsucht nach Frieden symbolisiert. Das Anti-Kriegsbild wurde mit zwei verschiedenen Liedern verbunden, um die Ambivalenz des Bildes deutlich zu machen. Frenetischer Applaus belohnte die Balletttänzerinnen für ihre monatelange Arbeit.

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