Geschichte Sinzigs Vor 200 Jahren zogen Kosaken in die Stadt ein

SINZIG · Die "Anfertigung zweckmäßiger Orts-Chroniken" und deren Fortschreibung war der Regierung Koblenz ein Anliegen. Mit Verfügung vom 20. Oktober 1817 und erneut am 26. April 1819 empfahl sie diese den Behörden im Regierungsbezirk.

 Sankt Peter in einer Ansicht aus dem frühen 19. Jahrhundert. Repro: GA

Sankt Peter in einer Ansicht aus dem frühen 19. Jahrhundert. Repro: GA

Wilhelm Vogel, von 1815 bis 1822 erster preußischer Bürgermeister von Sinzig, stellte daraufhin pflichtbewusst noch im gleichen Jahr eine "Chronik der Stadt Sinzig" zusammen, die er am 27. Dezember 1819 unterzeichnete. Im Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1993 hat Hans Kleinpass stadtgeschichtlich bedeutsame Angaben aus der Chronik herausgefiltert.

So behandelte Vogel in seiner Chronik ausführlich die Zeit der französischen Besetzung Sinzigs ab 1794, die er selbst als bedrückende Fremdherrschaft miterlebte.

Und er berichtete davon, dass nach dem für Napoleon verlustreichen Russlandfeldzug 1812 und seiner Niederlage in der Schlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 die alliierten Truppen zwischen Neuwied und Andernach in der Neujahrsnacht 1814 über den Rhein setzten und das besetzte linke Rheinufer wieder in Besitz nahmen.

Während die französische Besetzung der Rheinlande zum Kanon kollektiven Erinnerns gehört, ist allgemein schwächer im Bewusstsein, dass die Armee des Zarenreiches an der Seite der Alliierten, die an sämtlichen bedeutenden Schlachten teilnahm, auch am Rhein gegen die Franzosen nachsetzte.

Am 1. Januar 1814 um sechs Uhr in der Früh, so schrieb Vogel, verließen die Franzosen Sinzig, und bereits am Nachmittag zogen die ersten alliierten Truppen, "bestehend aus fünf Kosaken" in die Stadt ein. Statt einer eindeutigen Ablösung der Kräfte war dies jedoch der Beginn eines 14 Tage dauernden Tauziehens, während der Sinzig abwechselnd von der französischen Arriere-Garde und der russischen Avant-Garde besucht wurde.

Am Mittag des 3. Januar 1814 lieferten sich russische und französische Patrouillen auf der Chaussee unter dem ehemaligen Minoritenkloster ein Scharmützel. Neun russische Kosaken jagden 21 berittene französische Chasseurs aus der Stadt. Sie verfolgten sie bis zur Remagener Chaussee, stießen acht oder neun Franzosen mit der Lanze vom Pferd, nahmen sie gefangen und verkauften die erbeuteten Pferde unverzüglich an Sinziger Einwohner.

Am Tag darauf überraschten die erprobten Kosaken eine französische Patrouille vor dem Mühlenbacher Tor und schlugen sie in die Flucht. Bei der anschließenden Verfolgung wurde ein Franzose am Fahrweg nach Kripp von den Kosaken getötet, sein Pferd als Beute genommen.

Ein knapp halbes Jahr, bis zum 15. Juni 1814, stand Sinzig damals unter kaiserlich-russischer Verwaltung, danach kam es unter preußische Oberhoheit.

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