Intimes und intensives Konzert in Sinzig Symbiotische Harmonie im Zehnthof-Gewölbe

SINZIG · Mit besonderen Arrangements hat das etwas andere Jazztrio "Unspoken" im Gewölbe unter dem Zehnthof in Sinzig gastiert. Vor fast ausverkauften Reihen spielten die Musiker ein intimes Konzert, wobei Interpreten wie Publikum genüsslich in der Musik schwelgen konnten und dies auch reichlich taten.

 Heike Kraske (v.l.) , Uwe Arenz und Jens Neufang.

Heike Kraske (v.l.) , Uwe Arenz und Jens Neufang.

Foto: Martin Gausmann

Mit Caterina Valentes "Sprache des Regens" begann das Konzert und gab dem Abend direkt seine Richtung vor. Sängerin Heike Kraske sang den Text, zog sich aber nicht zurück, wenn die beiden anderen Musiker mit ihren ausschweifenden Soli begannen, sondern lautmalerisch schwang sie sich in den Wettkampf der Instrumente mit hinauf.

Gitarrist und maßgeblicher Arrangeur Uwe Arenz speicherte zunächst einige Begleitakkorde in seine Loop-Maschine ein, um dann, wenn die Akkorde vom Band kamen, seine rasante Fingertechnik unter Beweis zu stellen. Zu alldem fügte das WDR-Bigband-Mitglied Jens Neufang den musikalischen Rahmen hinzu, entweder in den hohen Flöten- oder Saxophontönen oder in tiefsten Regionen - gerne auch genüsslich schnarrend - mit dem Baritonsaxophon.

Die Stücke wurden zur Spielwiese, die dem Trio die Musik nicht vorgibt, sondern einlädt, auch einmal weite Wege vom eigentlichen Inhalt abzuweichen. Dem Publikum bot sich eine symbiotische Harmonie, die ansteckend wirkte. Überall sah man mitwippende Füße und vor Genuss geschlossene Augen.

Schon beim zweiten Stück, "Got to get you into my life" von den Beatles war Gänsehaut angesagt - besonders beim kurzen wie knackigen Refrain, der nur aus dem Liedtitel besteht. Jimmy Webbs "The Moon Is a Harsh Mistress" - 1974 von Joe Cocker das erste Mal eingesungen - schuf eine melancholische, ruhige Atmosphäre.

Mit "jetzt kommt ein Special für Uwe" kündigte Kraske "Spain" von Chick Corea an, in dessen Anfangssolo sich Arenz - so schein es zumindest - fast verloren hätte. Als Wanderer zwischen den Welten zeigte sich "Unspoken" bei einer Eigenkomposition von Arenz auf den Text "Where the mind is without fear" des indischen Dichters Rabindranath Tagore. Von der musikalischen Struktur her typisch indisch gehalten, wechselt das Stück im Refrain zu eher lateinamerikanischen Rhythmen.

Auch Lebensweisheiten blieben an diesem intensiven Abend nicht unausgesprochen: "Was wirklich zu einem gehört, dass kann man auch nicht verlieren", kündigte Kraske Abbey Lincolns "Throw it away" an. Das Publikum konnte von der Musik des Trios sichtbar nicht genug bekommen und ließ sich immer wieder aufs Neue in den weiten Raum der Musik entführen.

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