Zirkus um den Zirkus Stadt will Charles Knie nicht in Sinzig haben

SINZIG · Der Berufsverband der Tierlehrer (Hamburg) wehrt sich gegen die Entscheidung des Sinziger Bürgermeisters Wolfgang Kroeger, einen Zirkus nicht auf der Jahnwiese gastieren zu lassen. Der Verband, der die Interessen von Zirkusunternehmen vertritt, ist nach eigenem Bekunden "empört" und verweist auf das Recht der freien Berufsausübung.

Gegenüber dem GA erklärte der Berufsverband, bei dem Zirkus, der nun nicht seine Zelte aufschlagen dürfe, handele es sich um den renommierten Zirkus Charles Knie, der in der Nachbarschaft in wenigen Wochen (4. bis 6. Juli 2014) die Hauptattraktion der Jubiläumsfeiern zu "40 Jahre Grafschaft" darstellt.

Bereits im vergangenen Jahr habe kein Zirkus in Sinzig gastieren dürfen, beanstandet der Berufsverband der Tierlehrer. Kroeger habe dies damit begründet, dass sich das Marketing der Stadt "strategisch" neu ausrichte. Dem Berufsverband teilte das Stadtoberhaupt indes mit, Gastspiele in der Vergangenheit hätten bei den Besuchern der Zirkusvorstellungen zu einem "Sättigungseffekt" geführt. Es solle kein "Verdruss oder gar eine Beschwerdeführung gegen Zirkusunternehmen entstehen".

"Warum bevormundet der Bürgermeister seine Bürger?" fragt Thorsten Brandstätter vom Berufsverband. Brandstätter leitet das Sekretariat der Vereinigung. Jeder Bürger könne selbst entscheiden, ob er in den Zirkus wolle oder nicht. Zudem habe die Stadt Sinzig in den vergangenen Jahren regelmäßig einen Zirkus auf der Jahnwiese zugelassen.

Brandstätter: "Es wurde immer Wert darauf gelegt, dass renommierte Zirkusunternehmen eine Gastspielzusage erhalten. Von einer Übersättigung kann keine Rede sein." Es sei völlig unverständlich, dass den Sinzigern nun "das Kulturgut Zirkus" vorenthalten werden solle. Es sei absolut lächerlich, Beschwerdeführungen gegen den Zirkus zu befürchten.

Der Berufsverband: "Wie soll eine solche Beschwerde denn aussehen? Und um die Zirkusunternehmen davor zu schützen, verweigerte man das Gastspielrecht?" Auch frage man sich in den Reihen des Berufsverbandes, was eine "Neuausrichtung des Marketings" mit einem Zirkusgastspiel zu tun haben soll.

Aus Sicht des Verbandes sei es gar rechtswidrig, wenn die Stadt Sinzig die Jahnwiese nicht zur Verfügung stelle. Zirkusunternehmen hätten ein grundsätzliches Anrecht auf die Nutzung städtischer Festplätze. Zudem gebe es das Recht der freien Berufsausübung. Der Verband sprach von "fadenscheinigen Begründungen" der Stadt. "Sollte sich die Stadt Sinzig weiterhin weigern, die Jahnwiese an Zirkusunternehmen zu vermieten, können wir den Zirkussen nur empfehlen, Klage bei Gericht einzureichen", so Brandstätter.

Sinzigs Bürgermeister sieht das gelassen und versteht die Aufregung nicht. "Wir hatten jahrelang regelmäßig einen Zirkus bei uns zu Gast. Irgendwann wird es aber auch langweilig. Es gibt einen Sättigungsgrad." Dies sehe auch die aus Einzelhändlern bestehende Aktivgemeinschaft so. Gegenüber dem GA bestätigte Kroeger, dass es einen "Strategiewechsel im Stadtmarketing" gebe: "Wir wollen etwas Neues machen."

Was genau, stehe noch nicht fest. Keinesfalls habe man grundsätzlich etwas gegen Zirkusse. Auch wenn die Stadt einem Zirkus vor Jahren ein neues Traktorgetriebe habe kaufen müssen, damit Artisten und Tiere nach 14 Tagen wieder die Stadt verlassen konnten.

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