Glockenfest in Sinzig Pfarrgemeinde ehrte ihren Patron St. Peter

SINZIG · Ihre Patrozinien feierten am Wochenende St. Peter in Sinzig und Westum. Grund genug für die Sinziger Pfarrgemeinde, nach dem Gottesdienst zu Ehren des Pfarrpatrons, dessen festlichen Rahmen die Sinziger Vereine mit ihren Fahnenabordnungen betonten, durch Erläuterungen, Bild und Ton auf das kulturgeschichtlich wertvolle Geläut der Pfarrkirche St. Peter hinzuweisen.

 Mit einem Gottesdienst wurde das Glockenfest in Sinzig eröffnet.

Mit einem Gottesdienst wurde das Glockenfest in Sinzig eröffnet.

Foto: Martin Gausmann

Sie hat das älteste zusammenhängende Geläut im Bistum Trier und eines der ältesten Geläute Deutschlands.

Auf der kleinen Festwiese verfolgten Gläubige und interessierte Bürger, wie Stefan Pauly, Vorsitzender des Sinziger Kirchbauvereins, die Klanginstrumente erklärte, samt Ausflügen in allgemeine Glocken- und Zeitgeschichte. Während der Hörbeispiele - die Glocken wurden einzeln und in Kombination angespielt - konnte man dank Kamera im Glockenturm auf dem Beamer das Schwingen der jeweils aktiven Kolosse sehen.

Den Anfang machte die älteste, unbeschriftete kleine Glocke "sine nomine" (Namenlose), "wahrscheinlich aus der Erbauungszeit, mit dem Schlagton e". Wohl 1260 gegossen, gegen Ende der staufischen Herrschaft, markiert sie "das Ende einer geschichtlichen Ära". Solche kleinen Glocken waren als Totengeläut bei Kindern zu hören und bei Hinrichtungen als "Arme-Seele-Läuten". Die älteste datierte und läutbare Glocke, 1200 Kilo schwer und 1,48 Meter hoch, ist die "formschöne" Marienglocke von 1299. Mit dem "Englischen Gruß", "Ave Maria gracia plena..." ist die dreimal täglich geläutete Angelusglocke von 1451 beschriftet. Zu ihrer Gusszeit "war die Stadt geteilt ins Erzbistum Trier und Köln".

Eine seltene Kombination von Glockenheiligen steht Pate für die am 14. Juli 1462 gegossene Jesus-Maria-Petrus-Glocke. Die Gussgrube dieses Prachtexemplars spätgotischer Glockengießerkunst und anderer Glocken befinde sich sicher unter dem Kirchplatz, sagte Pauly, da damals fast alle Glocken vor Ort gefertigt wurden. Das gilt natürlich nicht für die 1981 hergestellte Petrusglocke, von deren voluminösem Wohlklang sich die Zuhörer überzeugen konnten. Sinziger Bürger stifteten das 1900-Kilo-Schwergewicht. "Will man wissen, wer es war, muss man in den Kirchturm klettern", so Pauly. Rückschlüsse lassen nur die Namen der Kinder der Wohltäter zu, ihre eigenen haben sie bescheiden verschwiegen.

Separiert vom originalen Holzglockenturm, wo insgesamt sieben Tonnen Bronze während des Vollgeläuts in Bewegung sind, schlägt die Uhrglocke. Ihre Inschrift beginnt mit "Johannes Baptista heischen ich" und nennt unter anderen als Gießer Joan Nelmann aus einer berühmten Glockengießerfamilie sowie das Datum 1661.

Volltönend schallte schließlich zu Ehren von St. Peter das ganze fünfteilige Glockenensemble. Wer sich im Anschluss mit Würstchen und Peterskölsch stärkte, der tat zugleich etwas Gutes für die Löhndorfer Kirche, denn der Erlös ist für die Sanierung des Dachstuhls bestimmt.

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