Eveline Lemke zur Stadtplanung Landesministerin setzt Sinzig in europäischen Zusammenhang

SINZIG · Es ging um die wirtschaftlichen Chancen Sinzigs, aber die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke schärfte den Blick ihrer Zuhörer nicht nur für lokale Gegebenheiten, sondern dachte in regionalen und internationalen Dimensionen.

 Beim "Grünen Gespräch" im Sinziger Schloss: Ministerin Eveline Lemke.

Beim "Grünen Gespräch" im Sinziger Schloss: Ministerin Eveline Lemke.

Foto: Gausmann

Innerhalb der "Grüne Gespräche" war sie Gast bei ihren Parteikollegen in ihrer Heimat und blickte sowohl auf den Status quo in der Wirtschaft als auch auf stadtplanerische Entwicklungsmöglichkeiten für die Barbarossastadt.

Potenziale seien da, in Sinzig und für Sinzig. "Die Welt wächst", stellte Lemke fest und mit ihr wachse der Markt für Technologien. Aufstrebende Länder wie China, Mexiko und Brasilien brauchten und wollten "Green-Tech" wie Trink- und Abwasserlagen, Solartechnik und Windkraft: "Da ist ein riesiges Potenzial, das für den Export entsteht. Wir haben schon heute eine habe Milliarde Euro, die in kommunale Kassen fließt. In Sinzig kommt noch nicht so viel an." Als Sinzigerin wünsche sie sich, dass sich das für den alten Mischindustrie- und Dienstleistungsstandort ändere.

Innovationspreisträger, fast durchweg Mittelständler, hätten etwa alle dasselbe Problem: Großartige Ideen und das Wissen, aber ihnen fehlten Fertigungsmöglichkeiten und Betriebe, die ihre Produkte im großen Stil für den Export und die vorhandene Nachfrage aus Ausland aufbereiteten. "Ich möchte, dass wir uns in den Diskurs einmischen." Um gute Ideen zu verzahnen, gebe es etwa eine Kommunikationsplattform auf Landesebene zum Austausch unter anderem mit Kammern, Gewerkschaften und Berufsverbänden. Lemke: "Das Netzwerk ist gespannt, die Diskussion dazu läuft, ist aber noch nicht in jedem Winkel angekommen".

"Nicht rausholen und vermarkten, sondern reinholen und vernetzen", sah Lemke auch als neue Herausforderung für Wirtschaftsförderer angesichts des demografischen Wandels. Hätten die Kommunalpolitiker bislang immer mehr Flächen nach außen ausgewiesen, könne das wegen der hohen Instandhaltungskosten keiner mehr bezahlen. Deshalb müssten innerstädtische Kerne entwickelt werden und nicht Projekte "auf der grünen Wiese".

FOCs indes könnten durchaus Beispiel sein, denn sie seien so oft so attraktiv für die Kunden wie es Innenstädte sein sollten. Warum? Weil es dort Sortimentsmanager gebe, die alle Akteure in eine Einheit brächten, und der Kunde dadurch das Gefühl habe alles sei "stimmig und nett aufbereitet". Junge Unternehmer sind laut Lemke eine wichtige Zielgruppe, um die auch Sinzig schon jetzt werben muss. Schließlich ginge in zehn Jahren die Hälfte aller Unternehmer in Altersruhestand, und zugleich brauche es zehn Jahre für eine gute Betriebsübergabe. Cafés oder andere soziale Treffpunkte für junge Leute seien Plusfaktoren. "Wir müssen Angebote machen, die mit Lebensfreundlichkeit und Lebensfreude überzeugen, damit sich herumspricht, dass man in Sinzig gut wohnen kann."

Auch im Tourismus als Wirtschaftsfaktor mit 190 000 Arbeitsplatzen, 7 Milliarden Umsatzvolumen, jährlich rund 220 Millionen Tagesgäste und 22 Millionen Übernachtungen in Rheinland-Pfalz sei das Stück vom Kuchen für Sinzig noch zu klein. Prädikatswanderwege hülfen, fand Lemke, ebenso wie mehr Verknüpfung der Menschen an Rhein und Ahr.

Lemke plädierte für Anstrengungen und eine gemeinsame Denkhaltung aller Akteure sowie für Leitbilder und eine stärkere Identifikation innerhalb Europas wie sie etwa die südliche Weinstraße mit ihrem Selbstverständnis als "Toskana Deutschlands" demonstriere, und nannte Förderprogramm wie "WIN" für die Stadtplanung sowie Landeshilfen für Unternehmer Gründer und Stadtentwickler.

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