Sinziger Heimatmuseum Kurt Roessler und Rolf Stolz zeigen Zeichnungen und Fotografien

SINZIG · "Rhein! Lyrische Landschaften" vom Parterre bis zum zweiten Stock zeigen im Heimatmuseum der in Bornheim lebende, ebenso in der Kosmochemie wie in der Kunst tätige Kurt Roessler und der Schriftsteller, Fotograf und Diplom-Psychologe Rolf Stolz aus Neunkirchen-Seelscheid.

 "Rhein"-Zeichnungen von Kurt Roessler.

"Rhein"-Zeichnungen von Kurt Roessler.

Foto: Martin Gausmann

Eine "Lyrische Landschaft", das ist, angelehnt an die französische "paysage sentimental", für Roessler "ein Integrationsort", der eine tatsächliche Landschaft mit ihrer Überhöhung und Interpretation in der Kunst "zu einem Ganzen verschmilzt". Also geht es, so Charlotte Hager im Schloss, "nicht um summende Bienchen und Blümchen".

Die Beigeordnete der Stadt betonte, dass Sinzig den Museumstag am Sonntag um die vorgezogene Vernissage und das Samstagabend-Konzert erweitert. Grußworte zur musikalisch glanzvoll durch Sonja Asselhofen am Cello und Michael Hänschke am Klavier eröffneten Ausstellung entboten Museumsleiterin Agnes Menacher und Bernd Hänschke.

Der Vorsitzende des Kunstvereins Kunstgeflecht, zu dessen Mitgliedern auch die Aussteller zählen, sagte: "Wir sehen den Rhein als Sinnbild für das auf- und abschwellende Ungreifbare des Schöpferischen." Greifbar jedoch wurde der Strom, als Festredner Nikolaus Gatter, Vorsitzender der Varnhagen-Gesellschaft, die Rheinreisen des deutschen Chronisten Karl August Varnhagen von Ense (1785-1858) lebendig aufscheinen ließ.

So gehörte der Umzug der Familie per Schiff von Düsseldorf nach Straßburg "zu den vergnüglichsten Ereignissen meines jüngern Lebens". Die Kinder sahen während der Fahrt Pferde das Schiff mühsam fortziehen. "Erhob sich günstiger Wind, so wurden auch Segel aufgespannt, selten kam die Anstrengung hinzu, daß auch Stangen zum Abstoßen gebraucht wurden."

Im fortgeschrittenen Alter auf dem Rhein unterwegs, besuchte Varnhagen etwa Köln, Bonn und die Remagener Apollinariskirche. Deren kunstfertige Ausmalung pries er in den höchsten Tönen, um zuletzt den Widerstreit zwischen Kunst und Religion zu enthüllen, die wundervolle Wandgestaltung eitel zu schelten und zu resümieren: "Ich sehe nur Dünkel und Luxus."

Wie der gebildete Adelige hinter die Dinge sah, nimmt auch Roessler, wissend um Historie und Kulturgeschichte der Landschaft, diese vielschichtig wahr. Er gibt sie in Aquarell und Tusche als einfallsreiche Text-Bild-Gefüge wieder. In grafischem Duktus fängt er den Kölner Dom ein, welcher auf einem Gedicht Apollinaires fußt.

Gleichsam verflüssigter Drucksatz bringt das Poem "Milchstraße" zur Anschauung, und lokale Beiersprüche, zum rhythmischen Glockenanschlagen ersonnen, fließen in Zeichnungen vom Vorgebirge ein. Inhaltlich sehr anspruchsvoll und ohne Erläuterung nicht nachvollbar sind jene vier Blätter mit Siebengebirgssilhouette und Dichterzeilen, die Roessler den Juden auf der Wolkenburg widmete.

Um Ausschreitungen gegen sie vorzubeugen, überließ ihnen die Obrigkeit im Jahr 1146 die Wolkenburg zur Selbstverteidigung. Unmittelbarer, weil ganz dem Hier und Jetzt entrissen, erschließen sich die Foto-Arbeiten von Rolf Stolz.

Der Dom, gewollt verpixelt im Abendrot, urbanes Abendleuchten von Leverkusen, beste Kumpels aus Köln-Mülheim, sind ebenso Motive wie die Liebesschlösser von der Hohenzollernbrücke und zwei, im Venenschonmodus sich der Sonne hingebende ältere Damen. Trauriges, Überraschendes und Heiteres halten sich die Waage. Das Leben will gelebt werden, scheint Stolz zu verkünden, und zwar in all seinen Zwischentönen.

Info

Die Ausstellung ist bis 26. August geöffnet, donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

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