Zehnthof in Sinzig Kultur im Gewölbe mit dem Magier und Mentalisten Carsten Lesch

SINZIG · Tatort Zehnthof: Schwarz gekleidet kam er durch die Reihen und breitete beim jüngsten "Kultur im Gewölbe"-Event seine "Gedankenwunder" aus. Der Rest war Staunen. Vom Start weg gebannt, verfolgten rund 50 Gäste, was Magier und Mentalist Carsten Lesch aus Kerpen auftischte: persönliche Daten An- und Abwesender, verborgene Zahlen, Bilder aus den Köpfen des Publikums.

 Magier und Mentalist: Carsten Lesch weiß, was andere Menschen denken. In Sinzig verblüfft er mit Zauberkunststückchen.

Magier und Mentalist: Carsten Lesch weiß, was andere Menschen denken. In Sinzig verblüfft er mit Zauberkunststückchen.

Foto: Martin Gausmann

"Mir ist das unheimlich", verweist in der Pause eine Frau auf ihre gesträubten Armhaare und dies, obgleich Leschs Auftritt als "geheimnisvoll, charmant und rätselhaft, aber garantiert ohne übersinnliche Kräfte" angekündigt worden war. Zum Aufwärmen errät er die Farbe von Kugeln, die Zuschauer verdeckt einem Beutel entnehmen. Ab da ist nichts vor ihm sicher, ob Gast Eberhards Karte in der Hosentasche, Evelyns Initialen einer Freundin oder Martins Geburtstag.

Bevor die zufällig Ausgewählten ihre Infos preisgeben, hat Lesch sie schon auf einer Tafel notiert. "Ich will mit Ihren Augen sehen", fordert er im nächsten Experiment eine Dame auf, Gegenstände aus Handtaschen einzusammeln. "Blind" durch Panzertape plus Stahlmaske, beschreibt er dennoch präzise ein Passfoto, ein Cremedöschen, dazu jene Seltsamkeit: "weich, hell mit etwas Blau". Darin erfasst er "drei Buchstaben", um sich bis zur Aufschrift "Sky" des Abfallbeutels einer Fluglinie vorzutasten. Unglaublich - auch wenn man weiß, dass Mentalisten-Shows auf Psychologie, Suggestion und Zauberkunst gründen.

"Es ist Übertragung", erklärt Lesch: "Man denkt an jemanden und zwei Minuten später ruft er an." Da das besonders auf Paare zutreffe, sollen Ursula und Georg, 43 Jahre verheiratet, getrennt ein Motiv wählen und zeichnen. Erster Versuch: keine Übereinstimmung. Aber im zweiten ticken sie synchron, präsentieren beide einen Schirm auf dem Blatt.

Nicht nur Georg ist derart verblüfft, dass er Leschs Agieren nun im Stehen verfolgt. Der verleitet gerade zur Hochstapelei. Mathilde türmt also Bücher, schlägt eines auf. Das Gelesene "lassen wir als Bild zwischen uns schweben", sagt der Mann in Schwarz. Fast überflüssig zu erwähnen: Er sieht darin flugs das Objekt der Begierde, einen Spiegel. Bewunderung und Spannung stehen im Gewölbe. Schrecken kommt hinzu, als Lesch zur Nagelprobe schreitet, plötzlich mit bloßer Hand und Karacho auf drei Plastikbecher knallt und den vierten mit dem versteckten Nagel lächelnd aufdeckt.

"Machen Sie das bitte nicht nach, es ist gefährlich" mahnt er. Problemlos hält er ein enormes Unterhaltungsniveau, genießt die gläubigen Blicke im Auditorium, zieht die Schraube zuletzt noch einmal an, indem er alle bittet, drei bis fünf Gedanken, wichtige Namen, Sehnsuchtsorte, Glückzahlen, zu notieren. Die Zettel landen in Umschlägen in einem Behälter, der Eberhard anvertraut wird. Dann empfängt er, angeblich allein durch die Konzentration der Gäste, die geheimen, teils exotischen Botschaften.

Eine Estella aus Paraguay taucht vor seinem inneren Auge auf, ein Hochzeitsdatum, ein Okapi (Wildgiraffe), der Kindheitserinnerung an einen Zoo-Besuch geschuldet. Wie Lesch das macht, bleibt sein Geheimnis, mit dem er in Sinzig für einen wahrlich zauberhaften Abend sorgte.

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