Mitsingabend in Sinzig Holger Queck wurde begeistert aufgenommen

SINZIG · Mit deutschem Liedgut von der Romantik bis zur Gegenwart begeisterte Holger Queck im Gewölbe unter dem Zehnthof und riss das Publikum von der ersten Minute an mit sich.

 Holger Queck animierte im Gewölbe des Zehnthofs das Publikum zum Mitsingen.

Holger Queck animierte im Gewölbe des Zehnthofs das Publikum zum Mitsingen.

Foto: Martin Gausmann

Kleinere Fehlgriffe auf dem Klavier oder Melodiepatzer an der ein oder anderen Stelle verziehen die Zuhörer und Mitsänger dem charmanten Showmaster gerne.

Schafft es Holger Queck - gern und oft gesehener Gast im Gewölbe - auch nicht, seine jugendliche, von seiner Sangeslust eher peinlich berührte Verwandtschaft zum Singen zu animieren, so musste er an diesem Abend keine große Arbeit investieren. Mit der Melodie des Walküren-Ritt aus Richard Wagners "Ring des Nibelungen" eingesungen, brauchte das Publikum keine weiteren Aufwärmübungen.

Ausgestattet mit Textzetteln, beziehungsweise dem nötigen Gedächtnis, wo auf diesen etwas fehlte, legte es sofort ab dem ersten Lied los. Es folgte eine musikgeschichtliche Reise quer durch das deutschsprachige Liedgut - von Operetten-Arien wie "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" von Robert Stolz über Chansons der goldenen 20er bis hin zur Neuen Deutschen Welle und zeitgenössischer Popmusik.

Egal ob Zarah Leanders "Nur nicht aus Liebe weinen" aus den 1930ern, Peter Alexanders "Die kleine Kneipe" von 1976 oder "Geile Zeit" der Gruppe Juli aus dem Jahr 2004: Das Publikum sang kräftig mit. Beim Volkslied "Schützenliesl" wurde sich sogar am Gruppenjodeln probiert.

Wer ein Lied nicht kannte oder die Melodie nicht ganz drauf hatte, der versuchte einfach, so gut es ging mitzukommen - unfreiwillige Echos, die aber musikalisch ganz reizvoll klangen, inklusive. Gut, dass Queck die nötige musikalische Flexibilität zeigte, auf solche unvorhergesehenen Ereignisse professionell und dennoch charmant zu reagieren.

Queck führte locker und offen durch den Abend. Er war sich weder zu schade, bei Stücken, die ihm nicht so geläufig waren um tatkräftige Hilfe seitens des Publikums zu bitten, noch spulte er stur ein Programm ab. Er ließ sich regelrecht von der Musik treiben - kleinere Fehler verschmerzbar inbegriffen.

Immer wieder erhob er sich bei schnellen Passagen vom Klavierhocker und während der Anmoderationen zeigte seine wippende Hüfte schon den Rhythmus des nächsten Liedes an. Bei "Marmor, Stein und Eisen bricht", 1974 von Drafi Deutscher gesungen, gingen die musikalisch-mimischen Pferde mit ihm durch - zur hellen Begeisterung des Publikums. Doch nicht nur lustige Stücke standen auf dem Programm: Bei "Ich geh in Flammen auf" der Gruppe Rosenstolz von 2006 war Gänsehaut garantiert.

Aus Anlass des Tages der deutschen Einheit widmete sich Queck zudem dezidiert Liedern aus Ost- und Westdeutschland - Karats "Über sieben Brücken" (1978) und Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow" (1983) durften da nicht fehlen.

Schließlich schritten Chorleiter und Publikum zur Königsdisziplin der Chormusik, dem A-cappella-Singen: Die Europa-Hymne, die "Ode an die Freude" aus der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, rundete einen Abend ab, der gerne noch länger hätte weitergehen können.

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