Wegkreuze in Sinzig Glaubensbekenntnisse aus Stein

SINZIG · Karl-Friedrich Amendt hat seine Zusage gehalten. Beim jüngsten "Turmgespräch im Schloss" setzte der Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig seine Ausführungen über Wegkreuze fort.

 Karl-Friedrich Amendt (rechts) erhielt nach seinem Vortrag über Wegkreuze und Heiligenhäuschen von Matthias Röcke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Denkmalpflegevereines, ein Präsent.

Karl-Friedrich Amendt (rechts) erhielt nach seinem Vortrag über Wegkreuze und Heiligenhäuschen von Matthias Röcke, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Denkmalpflegevereines, ein Präsent.

Foto: HILDEGARD GINZLER

Hatte er im Herbst die Bedeutung und Stiftungsanlässe angesprochen, interessierten diesmal die Ausformungen der "religiös motivierten Kleindenkmale". Dazu zählen neben eindeutigen Kreuzen auch sogenannte "Schöpflöffel" mit und ohne Kreuz, besonders häufig im Brohltal, wo Amendt auch die ältesten Exemplare antraf. Ihre Nischen über dem Schaft mochten ursprünglich Devotionalien gedient haben, ab den 14. Jahrhundert aber nutzte man sie zum Absetzen der Monstranz bei Flurprozessionen. Waren sie zu klein, erhielten die Wegkreuze zusätzliche Konsolen. Bildstöcke bezeichnen dagegen erhöht stehende Bilder von Heiligen, wie die Bodendorfer Anna selbdritt von 1975. Heiligenhäuschen sind Wohnhäusern nachempfunden, was Amendt mit einem barocken Vertreter aus dem Sinziger Dreifaltigkeitsweg veranschaulichte. Landläufig werden die Begriffe jedoch gern vertauscht und größere Heiligenhäuschen als Kapellen bezeichnet.

Ganz erheblich unterscheiden sich die Wegkreuze in Größe und Ausstattung. Rekordverdächtig spitzt sich das gotische Bad Godesberger Hochkreuz von 1333 elf Meter in die Höhe. An der B 9 steht eine Nachbildung. Das Original, der Legende nach als Sühnekreuz für einen Totschlag unter Drachenfelser Brüdern errichtet, steht im Bonner Landesmuseum. "Tendenziell sind die kleineren, einfacheren Kreuze die älteren", stellte Amendt fest, der als Autor von "Rheinische Wegkreuze - geheimnisvolle Zeugen mittelalterlichen Denkens" bekannt wurde. Auch die Kreuzformen selbst weisen eine erstaunliche Bandbreite auf. So nannte Amendt das Doppelkreuz des heiligen Petrus und Marcellinus in Lohrsdorf. Und wer in Sinzig demnächst die Ecke Ausdorfer Straße/Eulengasse passiert, wird nach dem Vortrag gewiss auf das V-förmige Kreuz vor dem Mosaik der Grablegung Jesu achten.

Weisen die Kreuze eine Darstellung auf, dann ist es am häufigsten der Corpus Christi und oft zeigen sie den Schädel Adams mit gekreuzten Knochen. Ebenso prägen eingemeißelte Glaubenssymbole, Inschriften, Hauszeichen und Berufssymbole neben Dekorformen die steinernen Zeichen der Frömmigkeit. "Ich habe noch kein Wegkreuz gesehen, das mit einem anderen identisch war", so Amendt. Sein mit vielen Fotos illustrierter Vortrag erntete kräftigen Applaus und den Dank des stellvertretenden Vorsitzenden Matthias Röcke. Die nächste Veranstaltung des Vereins führt am Samstag, 21. März, zur Propstei Buchholz bei Burgbrohl.

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