Kommentar Ehrenamt: Mehr Wir, weniger Ich

Das Ehrenamt stärken, Miteinander und bürgerschaftliches Engagement fördern, sind hehre Ziele, die man natürlich nur unterstützen kann. Wenn es da nur nicht diesen Individualismus gäbe. Vom Teamgedanken wird der nur noch selten geschlagen.

Immer schwieriger wird es, Menschen für ehrenamtliche Vorstandsposten zu gewinnen, immer selbstverständlicher wird es, Leistungen der Vereine zu nutzen, dafür zu bezahlen, um sich dann nach der Inanspruchnahme zurückzuziehen. Vielfach werden Vereine - vor allem in großen Städten - nicht mehr als Gemeinschaft mit familiärer Struktur und als Heimstatt gesehen, sondern als Dienstleister, die für kleine Beiträge zu funktionieren haben. Geht es um die Übernahme von Verantwortung, wird schnell abgewunken.

Sportbegeisterte gehen dann eben ins Fitnessstudio, um in der dortigen Anonymität den Körper zu stählen. Aber was ist mit dem sozialen Sektor? Noch gibt es dort die freiwilligen Helfer, die Ehrenamtlichen im Rettungswesen, in der Jugend- oder Seniorenarbeit, in den Förderkreisen der Kindergärten und Schulen. Gerade im Kreis Ahrweiler und seiner ländlichen Struktur funktioniert das alles noch sehr gut. Aber bleibt das so?

Es ist sicherlich kein Zufall, dass das Land einen eigenen Beauftragten für das ehrenamtliche Engagement installiert hat. Es wird nämlich befürchtet, dass in Zeiten des wachsenden Individualismus, der Ichbezogenheit, des "Sich-Ausleben-Wollens" und der Entsolidarisierung mit der Gemeinschaft das Ehrenamt dauerhaft auf der Strecke bleiben könnte. Eine sehr berechtigte Befürchtung, zumal Staat und Gesellschaft finanziell nicht einmal ansatzweise das abfedern könnten, was bürgerschaftliches Engagement derzeit noch leistet.

Mit Workshops und Vorträgen will der Landesbeauftragte mahnen und vor einer Gemeinschaft ohne Gemeinsinn warnen. Ihm kann man nur sehr viel Glück wünschen.

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