Sankt-Peter-Kirche in Sinzig Bergung im Glockenturm - Wehr übt für den Ernstfall

SINZIG · Bei der gemeinsamen Großübung der Feuerwehr Sinzig, der Löschgruppe Löhndorf und mit der Drehleiter aus Remagen stand am Samstag die Sinziger Sankt-Peter-Kirche im Fokus. Die Ausgangslage: Im mächtigen Vierungsturm, der auch als Sendemast eines großen deutschen Handy-Anbieters dient, erleidet bei Wartungsarbeiten einer der drei eingesetzten Techniker eine Herzattacke.

 Durch die Enge im Turm gestaltet sich die Rettung schwierig.

Durch die Enge im Turm gestaltet sich die Rettung schwierig.

Foto: Martin Gausmann

Ein Zweiter stürzt bei ersten Rettungsversuchen die steile Leiter im Glockenturm herab und verletzt sich schwer. Dieses Übungsszenario hatten sich Dirk Sauer, Gregor Hoffmann und René Sommer ausgedacht. "Von Unfällen der Techniker an Funkmasten liest man ja fast täglich", so Sauer.

Die Aufgabe für die Wehrleute erwies sich als überaus knifflig. Denn trotz ihrer Länge von 23 Metern reichte die Drehleiter der Feuerwehr Remagen am Kirchturm von Sankt Peter nicht an den Unfallort heran. Die Verletzten mussten zunächst bis zur Zwerggalerie am Chor gebracht werden, um dann per Drehleiter aus rund 14 Metern Höhe gerettet werden zu können.

Knifflig wurde die Bergung, weil die Einsatzkräfte die extrem langen und steilen Leitern hoch in den Glockenstuhl, wo auch die Kommunikationstechnik untergebracht ist, mussten. Außerdem sind die Laufgänge im Dachstuhl extrem eng und verwinkelt. Die Wehrmänner brauchten Geschick, Geduld, viel Kraft und jede Menge Erfahrung, um die Verletzten zu retten. Zwei Dummys und die Verletzten-Darsteller gelangten sicher nach unten. "Das geht ganz nah an die Grenzen des Möglichen", fasste Sinzigs Stadtwehrleiter Andreas Braun die gelungene Übung zusammen.

Pastor Achim Thieser war als aktiver Feuerwehrmann nicht nur stiller Beobachter. So wurde er von der Einsatzleitung auch schon mal für den Transport von Sicherungsseilen auf den Turm gejagt. Nach der Übung gab es für die Männer noch eine Lehrstunde in Sachen Kultur.

Stephan Pauly, Chef des Sinziger Kirchbauvereins und Kunsthistoriker, hat für den Ernstfall eine Prioritätenliste für die Kunstschätze ausgearbeitet. Sollte es in der spätromanischen Basilika tatsächlich zu einem Feuer kommen, dann sollen zunächst das Altar-Triptychon, die Kreuzigungsgruppe und dann die kleineren Figuren geborgen werden. Welche Tricks nötig sind, um die Befestigungen der Kunstwerke schnell und effizient zu lösen, erklärte Pauly: "Der Gedanke an einen solchen Ernstfall ist mehr als unangenehm, denn Feuer vernichtet und Löschwasser schädigt massiv."

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