Ausstellung im Sinziger Schloss Auf die Knolle kommt es an

SINZIG · Vor 4000 Jahren, in babylonischer Zeit schon, haben Trüffeln die Menschen fasziniert. Sie tun es bis heute, wie die Gründung des Sinziger Vereins Ahrtrüffel vor zehn Jahren und die zum runden Geburtstag im Schloss eröffnete Ausstellung "Schwarz auf Weiß" über historische Trüffelbücher zeigen.

 Ausstellung im Sinziger Schloss mit historischen Trüffel-Büchern: (von links) Frank Krajewski, Christian Volbracht, Jean-Marie Dumaine und Agnes Menacher.

Ausstellung im Sinziger Schloss mit historischen Trüffel-Büchern: (von links) Frank Krajewski, Christian Volbracht, Jean-Marie Dumaine und Agnes Menacher.

Foto: Martin Gausmann

2002 hatte Jean-Marie Dumaine, kreativer Restaurant-Chef des "Vieux Sinzig", mit Hund Max an einem Nachmittag fast ein Kilo Burgundertrüffel (Tuber Uncinatum) im unteren Ahrtal gefunden, eine um den Globus gehende Sensation, waren doch die tollen Knollen nicht so selten, wie geglaubt. Die Krux: Sie stehen auf der Roten Liste. Allerdings ist Dumaine inzwischen "der Einzige in Deutschland, der eine Sammelerlaubnis hat, Trüffel zu ernten für wissenschaftliche Zwecke". Das Ziel des 2005 mit ihm als Vorsitzendem gegründeten internationalen Trüffelvereins ist es, auf Versuchsflächen Trüffel zu kultivieren und zu erforschen. Hilfe gebe es durch Naturschutz, Forstbehörde und Wissenschaftler, sagte Dumaine, der im weißen Kochhabit erschienen war und sich freut, "dass alle, Professoren bis Gartenexperten und Vereinsmitglieder, zusammenarbeiten".

Dem Verein gratulierte die Beigeordnete Charlotte Hager im Namen des Bürgermeisters Wolfgang Kroeger zum runden Geburtstag. Sie ermunterte, "nicht nachzulassen in der Leidenschaft für diese besonderen Pilze". Heimatmuseums-Leiterin Agnes Menacher hieß insbesondere Christian Volbracht, Herr über 5000 Pilzbücher, als Leihgeber und Kurator der Ausstellung willkommen. Der wiederum schürte mit eloquenten Ausführungen die Lust auf diese ungewöhnliche Präsentation. Viele Zugänge zum Pilzthema gab es für den Journalist, Pilzkundler, Sammler, Antiquar und Autor. Mit dem Großvater ging er Pilze sammeln im Harz, später streifte er mit dem Hund durch die Wälder um Hamburg.

In den 1970ern begann er, Trüffelbücher zu sammeln. Sie enthalten, wie auch die gut dokumentierten Sinziger Exponate anschaulich machen, Wissenswertes bis Absonderliches. Der französische Forscher Turpin stellte sich vor, dass die Sporen der Trüffel die Embryonen neuer Trüffeln seien. Hieronymus Bock schrieb 1546 "Die Schwemme sind eitel überflüssige Feuchtigkeit der Erden". Eine reiche Trüffelernte versprach 1825 der Deutsche Alexander von Bornholz seinen Lesern. Zwar taugten seine Kulturmethoden nichts, sein Buch aber war ein Erfolg und ist ins Englische, Französische und Polnische übersetzt worden. Neugierig folgten die Gäste der wissenschaftlichen und kulturellen Geschichte der Trüffel in der Ausstellung. Sie blickt in die Zeit des Trüffelüberflusses in Frankreich, präsentiert die ersten Veröffentlichungen über in Deutschland gefundene Trüffel, Ratgeber für die Trüffelsuche, Anweisungen für die schwierige Aufzucht sowie alte Kochbücher mit Trüffelrezepten. Eine gelungene Abrundung erfährt die Edelpilz-Schau durch Grafiken, Postkarten mit Trüffelschweinen, Liebigs Fleischextrakt Sammelbilder und uralte Trüffel-Konserven.

Die Ausstellung öffnet bis 25. Oktober: samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr, donnerstags, 10 bis 12 Uhr. Sonderführungen am Samstag, 12. September und Sonntag, 25. Oktober, je 14.30 Uhr, zu 10 Euro für Trüffelimbiss und Getränk, erfordern Anmeldungen per E-Mail unter info@ahrtrueffel.com und bei Karin Lill, Telefon 02642/997613.

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