Kritik an der beschädigten L 86 Auf der "Hallo-wach-Straße"

SINZIG/KÖNIGSFELD · Den Sanierungsstau kritisiert der Bund der Steuerzahler (BdS) beim Thema Landesstraßen. "Verschleiß vor Erhalt" sei die Regel, erklärt BdS-Landesgeschäftsführer René Quante und mahnt mehr Geld für die Straßen an. Der Landesrechnungshof beziffert den Investitionsstau mit einer Milliarde Euro.

 Das Fahren über die Landesstraße 86 von Sinzig nach Königsfeld ist kein Zuckerschlecken. In den Schlaglöchern wächst schon Grün.

Das Fahren über die Landesstraße 86 von Sinzig nach Königsfeld ist kein Zuckerschlecken. In den Schlaglöchern wächst schon Grün.

Foto: Martin Gausmann

Dafür könnten rein rechnerisch 1000 Kilometer Straßen gebaut werden, 7000 Kilometer gibt es im Land. Bei einem Drittel besteht Handlungsbedarf. Deshalb will das Verkehrsministerium die Mittel für Bauinvestitionen von 75 Millionen Euro in diesem Jahr auf 87 Millionen Euro im nächsten Jahr hochfahren, hieß es aus Mainz auf die Kritik.

Doch auch mit der Erhöhung ist der Landesstraße 86 zwischen Königsfeld und Sinzig nicht geholfen. "Sie ist im fünfjährigen Straßenbauprogramm bis 2017 einfach nicht drin." Das erklärte Bernd Cornely, Chef des Landesbetriebs Mobilität (LBM) bei einem Ortstermin mit Vertretern von Brohltal-Kommunen, der Stadt Sinzig und CDU-Mandatsträgern des Kreistages auf Einladung des Landtagsabgeordneten Guido Ernst.

Treffpunkt war der Königsfelder Sportplatz, wo die Straße an sich "manierlich" ist. Denn zwei der acht Kilometer nach Sinzig sind erst vor ein paar Jahren erneuert worden. Bleiben sechs Kilometer Schlaglochstrecke, die Sinzigs Beigeordnete Charlotte Hager bei der Anreise "ihren Rücken fühlen ließen".

"Das ist unsere Hallo-wach-Straße", entschuldigte sich Königsfelds Ortsbürgermeister Hans Josef Zipp. "Bei dem Geruckel schläft garantiert unterwegs niemand ein." Er und seine Kollegen aus dem Vinxtbachtal sehen zusätzlichen Ärger. "Unsere Pendler fahren sich hier reihenweise die Achsen kaputt", schimpfte Joachim Schneider für die Dedenbacher.

Ziel der meisten sei der Sinziger Bahnhof, um von dort zu ihren Arbeitsplätzen in Bonn oder Bad Godesberg zu gelangen. "Den Schaden bezahlt uns keiner." Zusätzlich sah Karl-Heinz Sundheimer, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, in Sachen Straßenbau eine Benachteiligung des ländlichen Raumes. Guido Ernst unterstrich, dass schon sein Vorgänger im Landtag, Gerhard Steffens , die L 86 auf der Themenliste hatte. Das sei 20 Jahre her. Es bestehe dringender Sanierungsbedarf. "Wann tut sich was?", wollte Ernst dann auch von Cornely wissen.

Der LBM-Chef machte klar, dass dabei zwischen Neubau und flicken zu unterscheiden sei. "Die Schlaglöcher müssen umgehend weg", das sei Sache der Straßenmeisterei Sinzig im Zuge der Verkehrssicherung. Ein Neubau der sechs sanierungsbedürftigen Kilometer sei jedoch vor 2018 nicht drin. "Die Strecke ist nicht im Bedarfs-Programm, auch wenn sie einige Kriterien erfüllt."

Zu diesen gehören hauptsächlich Zustand und Nutzung. Cornely: "Beim Zustand gibt es die volle Punktzahl für eine Sanierung, beim Verkehrsaufkommen hapert es." Denn während landesweit der Tagesdurchschnitt auf Landesstraßen bei 2700 Fahrzeugen liege, seien es auf der L 86 1100. Damit könne die Verbindung vom Vinxtbach zum Rhein eben nicht punkten, auch wenn bei Staus auf der A 61 sogar Lastwagen über die Strecke ausweichen würden.

Chancen sieht Cornely hingegen für das neue Programm ab 2018, wenn der Landeshaushalt es zulässt. "Wir sorgen auch dafür, dass Straßen, die nicht durch Punkte in unserer Systematik nach oben in der Bedarfsliste kommen, nicht durch das Raster fallen." Dafür müsste man dann die "Ingenieur-Denkweise mal kurz abschalten".

Für die L 86 würde eine Erneuerung mit rund sechs Millionen Euro zu Buche schlagen oder eben einer Million Euro pro Kilometer. Auf Nachfrage des General-Anzeigers, ob denn die heutigen Königsfelder Grundschüler, wenn sie mal den Führerschein haben, über eine neue L 86 fahren können, erklärte Cornely: "Darauf lasse ich mich festnageln."

Eine Botschaft, die Ernst und Co. hörten: "Es darf auch früher sein", hieß es unisono. Dies wohl wissend, dass, wie Guido Ernst erklärte, "es im Kreis Ahrweiler noch viel mehr Straße gibt, die Hilfe brauchen".

Aber auch eine frohe Botschaft gab es von Landesbetriebsschef Cornely: "Die Ortsdurchfahrt Dedenbach steht im Programm und wird abgearbeitet." Das freute Bürgermeister Joachim Schneider, der die "Schlaglochsuchstrecke, bei der ganze Asphaltfetzen weggeflogen sind" zuvor noch in einem Abwasch mit der L 86 angemahnt hatte.

Dass Cornely seinen Groll zu spüren bekam tat ihm leid. "Der LBM bekommt jetzt die Schläge, die andere verdient hätten. Er muss es ausbaden", sagte Schneider dem General-Anzeiger.

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