Komödie und Mythologie Wenn dunkle Tuschen raunen

REMAGEN · Wild schlingert tiefschwarze Tusche oder verunreinigte Tinte übers Büttenpapier, das die Flüssigkeit gierig absorbiert. Mit Wucht schlagen Linien auf den Malgrund, bahnen ihren Weg, verhaken sich, laufen aus und bilden, fast überraschend, Motive aus.

 Andreas Weische stellt in der Galerie K2 aus.

Andreas Weische stellt in der Galerie K2 aus.

Foto: Martin Gausmann

"Der Trommler" drischt mit den Stöcken wie irre aufs Instrument. Köpfe von chaotischer Physiognomie bilden sich vor fahlen Hintergründen ab. Andreas Weische präsentiert "Hellas COMMEDIA" in Christoph Noebels Galerie Artspace K2.

Den in Hagen lebenden Schöpfer des Zyklus neuer Tuschezeichnungen stellte Kunsthistorikerin Christina zu Mecklenburg vor. Nicht nur Maler und Grafiker, sondern auch Goldschmied und Objektkünstler sei der persönlich mit Ernst Fuchs und Bele Bachem bekannte Künstler der Wiener Schule. In den Zeichnungen erkannte sie "Essenzen oder Konglomerate von menschlichem Konstellationen". Dafür bemüht Weische die Commedia dell' arte ebenso wie die griechische Mythologie. Doch verschmilzt er sie nur im Ausstellungstitel.

Auch nach Temperament und Malart fallen die Motivkreise auseinander. "Ikarus und "Dädalus" zeigen sich als aufbäumender Drachen mit zerrupftem schwarzem Wesen. Und in "Perseus mit Medusa" hält der ruppig gezeichnete Held das zuckende Gorgonenhaupt wie ein Marionettenspieler auf Distanz. Während Hellas hohes Drama verkörpert, kommen die Theater-Figuren lyrisch verschwommen, aber doch deutlich charakterisiert daher.

Der reiche Kaufmann Pantalone wirft sich in Positur, der prahlerische Capitano hat Ähnlichkeit mit einem Gockel und eine schwungvolle Silhouette kennzeichnet die lebenslustige Colombina. Trotz hellerer Stimmung lauert bei Weische stets Schicksalhaftes, Abgründiges. Sein düster grob skizzierter "Kinderclown" ist das Letzte, was man Familien wünscht. Er entstand nach einem Massenmörder, der als Clown auftrat und dann Kinder entführte und umbrachte.

Wenn dunkle Tuschen lustvoll raunen, dann steckt auch die Freude des Künstlers am rasanten zeichnerischen Akt drin. In zwei Minuten entladen sich Stunden des Überlegens. "Goldschmieden ist diszipliniertes stures Arbeiten. Die Malerei betreibe ich minutiös mit Nullerpinseln. Da auszubrechen ist fast schon eine Notwendigkeit", erklärt Weische. "Pures komprimiertes Gefühl" entlasse er aufs Blatt. "Ist es nicht durch das Prinzip Komposition gefiltert?", fragte die Rednerin. "Das ist Handwerk", sagt der Künstler. Gut, dass er es verinnerlicht hat. So nimmt der Betrachter fern jedes Bemühten kraftgesteuertes Pulsieren wahr.

Die Ausstellung in der Kirchstraße 2 ist bis 3. September geöffnet: mittwochs bis samstags, von 15 bis 18.30 Uhr.

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