Thomas C. Breuer begeistert in Remagen Verwirrkomik eines glänzenden Unterhalters

REMAGEN · "Ich habe mich eigens in einen Anzug in Blauburgunder gezwängt", bekannte Thomas C. Breuer, der in Hauffes Buchsalon lustvoll sein Programm "Alles muss Rausch" - Kabarett Sauvignon" kredenzte. Mancher genoss ein Glas zum Auftritt, doch auch ohne Edeltropfen in der Kehle stieg Breuers klug und quirlig ausgebaute Weinkomik bald zu Kopf.

 Fasziniert die Zuhörer in Remagen mit seinem Hintersinn: Thomas C. Breuer, seit 1977 auf Kleinkunstbühnen erfolgreich.

Fasziniert die Zuhörer in Remagen mit seinem Hintersinn: Thomas C. Breuer, seit 1977 auf Kleinkunstbühnen erfolgreich.

Foto: Martin Gausmann

Wie gut, dass Gastgeber Andreas Hauffe auf seiner Kleinkunstbühne in Braunschweig den aberwitzigen Protagonisten vor 40 Jahren kennenlernte. Denn eigentlich mochte der nicht mehr nach Remagen: "Aber es gibt Freundschaften, und es heißt ja auch, wer es in Remagen schafft, schafft es überall." Ein zwiespältiges Eigenlob vorausschickend - "1952 ist genau mein Jahrgang, Ihre Suche nach einer intakten Flasche hat sich also gelohnt" - führte er zum Weingrusel in die 50er und 60er.

Man kannte zwei Darreichungsformen, Weinpokale und Karaffen in Grün für Mosel und gelborange für Rheinwein.

Doch die Jugend wollte schon damals in die Welt hinaus, verinnerlichte also Amselfelder, Edler von Mornag und Lambrusco. Die ganze Wahrheit lautete: "Lambrusco war uns lieber als das Lamm Gottes!" Da hielt mancher, erschreckt über das eigene Lachen, schnell die Hand vor den Mund, um gleich darauf zu schmunzeln über die bauchigen Flaschen, die so tolle Tropfkerzenhalter abgaben.

Wohl weil aktuell der amerikanischen Rheinüberquerung von 1945 gedacht wird, konnte sich Breuer einen Exkurs zu Remagens Historie nicht verkneifen. Seine Verwirrkomik bot Anklänge an Loriots Lottogewinner Erwin Lindemann, fiel aber sehr kurz aus: "1916 baute Hollywood eine Brücke über den Rhein, die auch verfilmt wurde. 1984 baute die Sängerin Madonna eine Kapelle.

Der Frieden befindet sich im Museum." Am Puls der Zeit, gestand er auch seine "Vokabelallergie" gegen Gottesstaat, Gotteskrieger und IS ein und meinte ratlos: "Als freie Radikale sind sie nur schwer zu neutralisieren."

IS wolle die Welt zur Ausnüchterungszelle machen, so fehlen Schöntrinken, Entspannung, Stammhirnlähmung. Irak, Syrien und Afghanistan im Blick, wunderte er sich: "Was ist da unten schief gelaufen seit Kalif Storch?"

Natürlich sparte der Rottweiler - "da wohne ich, um etwas bissiger zu werden" - die Christen nicht aus, sprach erst den Vatikan als Staat mit dem höchsten Alkoholverbrauch an und dann den sexuellen Missbrauch.

Sein satirisches Fazit lautete, "das Thema ist vom Tisch, die Kirche hat den Opfern verziehen".

Zudem enttarnte Breuer das blasierte Geschwafel der vermeintlich Weinkundigen und Weinsammler. Die wissen Geschmacksnuancen zwischen Mostrich und Estrich zu schätzen, leisten sich etwa einen "Mellinger Schuldenberg mit göttlicher Fruchtblase", einen Alt-68er-Roberto-Blanco oder einen "Schlafite Rothschild 1945 mit vager Idee von Spreewaldgurken, lange Lieblingswein des Bischofs von Limburg".

Der glänzende Unterhalter ließ keine Wünsche offen, begeisterte mit Rasanz, Hintersinn und facettenreicher Komik. Ein Blues mit Mundharmonika kam ebenfalls bestens an und zur Zugabe auf die Bühne geklatscht, sagte Breuer, der spritzig wie trocken kann: "Schön, ich habe mich schon gelangweilt."

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