Reaktionen zum Lokführerstreik "Schimpfen ist erlaubt"

REMAGEN · Der Kaffeeshop im Remagener Bahnhof war Mittwochmorgens noch beliebter als sonst. Schließlich war auf den Bahnsteigen Warten angesagt. Denn seit zwei Uhr in der Nacht lief der nunmehr neunte Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer.

 Der Remagener Bahnhof ist morgens Dreh- und Angelpunkt für Hunderte von Pendlern.

Der Remagener Bahnhof ist morgens Dreh- und Angelpunkt für Hunderte von Pendlern.

Zum Leidwesen der Fahrgäste, die sich aber auch nicht mehr unbedingt an Spielregeln gebunden fühlten. So zündeten sich zwei Studentinnen, die sich einen Kaffee teilten, im Nichtraucherbereich eine Zigarette an der anderen an: "Na und? Der von der Bahn traut sich aus seinem Kasten heute sowieso nicht raus. Wir schreiben gleich eine Klausur, falls wir denn in Bonn ankommen."

"Ich habe Verständnis für Streiks, aber jetzt ist's ausgereizt. Da müssen Resultate her", schimpft Gaby Geister aus Bad Neuenahr. Sie ist so eine Art Extrem-Pendlerin. Denn sie muss täglich von der Ahr zu ihrem Arbeitsplatz in Düsseldorf. "Normal nehme ich in Bad Neuenahr den Zug um 6.34 oder um 6.54 Uhr. Heute musste ich mit dem Auto nach Remagen kommen, um wenigstens den Intercity zu bekommen." Doch auch der war ein anderer als üblich.

Und in den Intercity nach Hamburg stiegen dann auch die beiden Bölinger Möhnen Henriette Merz und Anneliese Krall. Dies, obwohl sie eigentlich um 6.43 Uhr den Zug nach Norddeich Mole nehmen wollten. Der fuhr aber nicht. Wie viele andere auch. "Wir wollen für ein paar Tage nach Norderney, wann und wie wir ankommen, wissen wir aber nicht", sagte Anneliese Krall. Ihre Vorfreude auf den Urlaub wollte sie sich mit ihrer Freundin Henriette Merz nicht trüben lassen, "aber ein bisschen auf die Bahn schimpfen ist ja wohl erlaubt". Für die Bölingerinnen stellt sich nicht mehr die Frage, welche der beiden Tarifparteien recht oder nicht recht hat, sie haben nur noch die Forderung: "Irgendwann ist es genug, und das ist jetzt."

Derweil weichen die Pendler auf die private Mittelrheinbahn aus. Die hatte gestern Morgen zwar ob des Andranges teilweise kleine Verspätungen, aber sie fuhr. Nicht so jeder zweite Zug in Richtung Bonn. Auch wer ins Ahrtal wollte oder aus dem Ahrtal zum Rhein, hatte seine liebe Mühe. Denn wegen der Streiks ist die sogenannte Dernauer Traktion komplett gestrichen. Nur der Zug von Remagen nach Ahrbrück und in Gegenrichtung fährt - stündlich. Das soll nach Angaben eines Bahnsprechers in Düsseldorf auch so bleiben.

Indes schimpft eine ältere Dame mit Koffer auf dem Bahnhof auch nach dem Besuch des Infoschalters vor sich hin. "Ich will zu meinem Flieger nach Italien. Nehme ich den Zug, der fahren soll, erreiche ich das Flugzeug nicht mehr. Und in den Taxen vor dem Bahnhof sitzen keine Fahrer." Sichtlich sauer rollt sie ihren Trolley in Richtung Stadt. "Jetzt fahr' ich mit dem Auto zum Flughafen Köln/Bonn und muss dort für 14 Tage Parkgebühren bezahlen."

Infos zum Streik und zu Zugverbindungen gibt es unter www.bahn.de

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