Demo gegen Nazi-Aufmarsch Polizei musste Sitzblockaden aufheben

REMAGEN · "NS-Verherrlichung stoppen" lautete das Motto der Demonstration, mit dem das "Bündnis Remagen Nazifrei" am Samstag dem alljährlichen Aufmarsch der Rechten in Remagen begegnete. In der Remagener Innenstadt blieb es ruhig.

 Mit einer Sitzblockade gegen Rechts.

Mit einer Sitzblockade gegen Rechts.

Foto: Martin Gausmann

Stoppen konnte das aus gut 50 meist antifaschistischen Gruppierungen bestehende Bündnis die rund 120 angereisten Rechtsradikalen und Neonazis zwar nicht. Allerdings gelang es den etwa 500 Gegendemonstranten den sogenannten "Gedenkmarsch für die Toten in den alliierten Rheinwiesenlagern" zur Friedenskapelle "Schwarze Madonna" mit Sitzblockaden erheblich zu behindern.

Mit lautstarken Sprechchören wie "Vollidioten", "Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda" oder "Refugees welcome" hatten die Gegendemonstranten die ungebetenen Gäste zunächst am Bahnhof in Empfang genommen. Als prominenteste Vertreterin hatte sich Katrin Werner, Bundestagsabgeordnete der Linken, dem Protest angeschlossen. "In diesen Tagen ist es umso wichtiger, Flagge gegen Rechts zu zeigen und klar zu machen, dass Flüchtlinge willkommen sind", so die aus Trier stammende Parlamentariern.

Um ein direktes Aufeinandertreffen der beiden Lager zu verhindern, war die Polizei auch in diesem Jahr mit einem Großaufgebot im Einsatz. Dennoch war es gut 80 Personen gelungen, zur Route der Rechten vorzustoßen, um mehrere Sitzblockaden zu errichten. Dort, wo der Aufmarsch nicht an den Demonstranten vorbeigeführt werden konnte, trug die Polizei die Protestler von der Straße. Mindestens zwei Mitglieder der linken Szene hatten die Beamten vorübergehend festgenommen.

Wie bereits im vergangenen Jahr hat das Remagener Bündnis für Frieden und Demokratie den Aufmarsch der Rechten zu einem Spendenlauf umfunktioniert und dabei ein gehöriges Maß an Kreativität bewiesen. Wer die Aktion unterstützen wollte, konnte für die ersten 100 Teilnehmer des Naziaufmarsches jeweils zehn und für jeden weiteren 20 Euro zugunsten der Aussteigerhilfe für Rechtsradikale spenden. Das Ergebnis war auf einem Banner an der einmal mehr verhüllten Friedenskapelle abzulesen: "Danke Sportsfreunde - 2400 Euro gehen jetzt an Exit Deutschland".

Die Joseph-Rovan-Allee hatte das Bündnis unter großem Aufwand zur Zielgeraden umfunktioniert. Die Ziellinie markierte ein über die Straße gespanntes Banner mit der Aufschrift "Wenn das der Führer wüsste" und "National und freigiebig". Außerdem betätigten sich gut 40 Friedensaktivisten als Cheerleader und empfingen den Gedenkmarsch mit schwingenden Puscheln, Seifenblasen und Konfetti, während ein Posaunist "Hänschen klein" anstimmte.

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