Bahnstreik in der Region Nur auf den "Privaten" ist Verlass

REMAGEN · "Kommt er, oder kommt er nicht." Der Fahrplan der Bahn AG hatte am Dienstag etwas von dem Treppenwitz mit dem "kaputten" Blinker am Auto: "Geht, geht nicht."

 Ein Blick auf die Anzeigetafel am Bonner Hauptbahnhof am Dienstagmorgen.

Ein Blick auf die Anzeigetafel am Bonner Hauptbahnhof am Dienstagmorgen.

Foto: Laszlo Scheuch

Bahnhof Remagen, kurz nach halb sieben: Ein Ehepaar aus Sinzig ist mit dem Auto nach Remagen gekommen. "Wenn unser Zug nach Köln fährt, dann von hier." Der Mann hatte sich im Internet schlau gemacht.

Die Azubine mit dem Rucksack, die nach Bonn will, ist sauer: "Mir reicht's langsam", kommentiert sie den Auftakt zum sechstägigen Streik der Lokführer. "Ich brauche den Zug." Die junge Dame hat Glück: Der Zug um 6.48 Uhr kommt tatsächlich.

Den wollte ein Mittdreißiger mit selbem Ziel dennoch nicht: "Ich nehm den 'Privaten', der Streikt nicht. Und heut' Abend auch wieder zurück." Kosten? "Nee, ich hab ein Jobticket. Da ist Zug gleich Zug. Nur die mit dem I davor kosten extra", sagt der Angestellte und steigt um kurz vor sieben in die Mittelrheinbahn.

Die meinte er mit "Privat". Aber auch zum Streik hat er eine Meinung: „Ich bin Gewerkschafter. Und was die Bahn den Lokführern anbietet, das ist mir immer noch unklar.“

Derweil warten auf Gleis fünf Fahrgäste auf den Zug, der nicht kommt. Eine freundliche Frauenstimme meldet über den Lautsprecher, dass es mit der Ahrtalbahn um 6.50 Uhr nach Dernau nichts wird. Bis zum Abend dürfte die Dame heiser sein. Denn Durchsage folgt auf Durchsage.

Hier fällt der Intercity irgendwohin nach Norddeutschland aus, dort hat der Bonner Verspätung, aber er kommt. Und was machen die streikenden Lokführer? Die dürfen ruhig auf dem Balkon sitzen. "Wichtige Regeneration", nennt das die Gewerkschaft.

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